US-Autor schreibt über Krebs John Grisham verschenkt sein neues Buch im Netz

Eigentlich ist es eine gute Nachricht für seine Fans: John Grishams neues Werk gibt es im Internet als kostenlosen Download. Warum? Weil es der Autor für das wichtigste Werk seiner Karriere hält. Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich der Text als Werbebroschüre für eine neue Methode im Kampf gegen den Krebs.

 John Grisham wurde durch die Verfilmung seiner Romane berühmt.

John Grisham wurde durch die Verfilmung seiner Romane berühmt.

Foto: laif

In seinen Romanen geht es meist um den Kampf gegen das Böse. Das können Kriminelle sein oder Betrüger. In dem neuen Roman von John Grisham ist das Böse etwas Essenzielleres. Es ist eine Krankheit. Es ist Krebs. Und so ist der passende Titel auch "The Tumor".

Und darum geht es: Paul ist 35 Jahre alt, verheiratet, er hat drei Kinder — und einen Gehirntumor. EinesTages findet ihn seine Frau im Badezimmer. Er liegt auf dem Boden und wird von einem Anfall geschüttelt. Paul stirbt. Es ist eine Geschichte, von der zu schreiben ihm sein Verlag und sein Agent abgeraten haben, sagt Grisham. "Doch es ist das wichtigste Buch in meinem Leben", sagte der Autor gegenüber der "Washington Post".

"‘The Tumor' has the potential to one day save or prolong millions of lives.”

Also schrieb der Autor, der berühmt wurde durch die Verfilmungen seiner Bücher wie "Der Klient" und "Die Jury", nicht nur das Buch, er stellt es seinen Lesern auch kostenlos zur Verfügung. Bei Amazon bekommt man die englischsprachige Version für den Kindle, ohne dafür bezahlen zu müssen. Auch über die Seite der "Focused Ultrasound Foundation" gibt es das Buch. Und das hat einen Grund: Denn in "The Tumor" wirbt Grisham für eine neue Krebsbehandlung, entwickelt von eben jener Stiftung.

Grisham ist befreundet mit dem Neurochirurgen Neal Kassell, der die Stiftung 2006 gegründet hat. Bei seiner Behandlungsmethode wird das Tumorgewebe durch hochenergetischen Ultraschall auf 65 Grad erwärmt und damit zerstört. Diese Form der Therapie wird in Deutschland bereits bei Prostatakrebs angewendet, bei anderen Erkrankungen und in den USA kommt sie aber noch nicht zum Einsatz.

Grisham erzählte der "Washington Post", dass Kassell ihn vor acht Jahren gefragt habe, ob er nicht dem Stiftungsgremium beitreten wolle. "Ich sagte, dass ich nichts von medizinischen Instrumenten oder Technologien verstehe, und dass ich da nicht wirklich eintauchen möchte. Ich war in der Jura-Fakultät. Was könnte ich zu einem Gremium beitragen?"

Kassell habe geantwortet, er könne die Aufmerksamkeit der Leute auf das Thema lenken und so neue Geldquellen erschließen. Das führe zu mehr Einfluss. Doch Grisham wollte nicht dafür verantworltich sein, Geld einzusammeln. Er hatte eine andere Idee: Er wollte ein Buch über die Technologie schreiben. Und das hat er mit "The Tumor" getan.

Sein Agent und der Verlag rieten ab aus Angst, Grisham könne seine "Marke" als Thriller-Autor beschädigen. Zudem ist die Behandlungsmethode in den USA umstritten, weil sie sich dort noch in der Phase klinischer Tests befindet. Das Ergebnis ist kurz, nur 49 Seiten lang ist das Buch. Es enthält Illustrationen, Grafiken und Kopien von Röntgenbildern — und gleicht damit einer Broschüre für die Stiftung.

Und so gehen die Meinungen der Fans über das neue Werk John Grishams auch auseinander. Die einen danken ihm dafür, auf das Thema und die Methode aufmerksam zu machen, andere können sich mit dem Thema gar nicht anfreunden. Zumindest müssen sie sich nicht darüber ärgern, Geld für das Buch ausgegeben zu haben.

(jnar)
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