Für den Roman "Leben" Leipziger Buchpreis geht an David Wagner

Leipzig · Der Autor David Wagner (Jahrgang 1971) ist Träger des diesjährigen Preises der Leipziger Buchmesse. Er erhält die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung in der Kategorie Belletristik für den Roman "Leben".

 David Wagner gewinnt den mit 15.000 Euro dotierten Leipziger Buchpreis.

David Wagner gewinnt den mit 15.000 Euro dotierten Leipziger Buchpreis.

Foto: dpa, Susanne Schleyer

Darin geht es um einen jungen Vater, der einen lang erhofften Anruf bekommt: Eine passende Spenderleber wurde gefunden. "Wagners Ich-Erzähler ergreift die Initiative: Indem er die Geschehnisse protokolliert, bemächtigt er sich ihrer", heißt es in der Begründung der Jury. "Vielleicht ist es so etwas wie ein sehr persönliches Album. Wagner beherrscht die Kunst der Aussparung. Wagner macht beklemmend erfahrbar, dass er seine Unschuld verloren hat, weil es sein Leben dem Tod eines anderen verdankt." Der Autor zeige Sinn für Witz und Ironie, tapferen Trotz und Understatement - und für das Banale, die kleinen Klinikfreuden.

"Sehr verehrte Damen und Herren. Vielen Dank", sagte der Autor gerührt. "Wer schon etwas über das Buch gehört hat, weiß, dass ich den eigentlichen Preis schon bekommen habe - und deshalb hier stehen kann. Ich freue mich sehr. Vielen Dank"

Erster Erfolg mit "Meine nachtblaue Hose"

1971 in Andernach geboren und in Bonn aufgewachsen, studierte Wagner Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Bonn, Paris und Berlin. Als freier Autor schrieb er für Blätter wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und die "Zeit", ehe er sich ganz auf die literarische Arbeit verlegte.

Bekannt wurde er durch seinen autobiografisch gefärbten Debütroman "Meine nachtblaue Hose" (2000). Darin erzählt er von einer Kindheit in Westdeutschland, wo sich "das Leben zwischen Polstergarnitur und Einbauküche" verklemmt. Es folgen weitere Romane wie "Vier Äpfel" und "Spricht das Kind", eine Liebeserklärung an seine Tochter, sowie der Miniaturenband "Welche Farbe hat Berlin?"

Dazwischen veröffentlichte er zahlreiche Erzählungen in der Leseheftreihe "Schöner Lesen" des Berliner Independent-Verlags Sukultur, die teilweise über Süsswarenautomaten an großen Bahnhöfen vertrieben wird. Mehrfach wurde er für sein Werk ausgezeichnet, unter anderem mit dem Dedalus-Preis für Neue Literatur und mit dem Kolik-Literaturpreis.

Im Buch "Leben" selbst steht es nirgends. Aber was der Berliner Schriftsteller in seinem Roman "Leben" beschreibt, ist die Geschichte seines eigenen Lebens. Ein angeborener Leberschaden ließ Wagner vor sechs Jahren fast verbluten, nur das Organ eines anderen Menschen konnte ihn retten: "Wenn Du nicht stirbst, sterbe ich." Die kalte Krankenhauswelt wird immer wieder mit Erinnerungen, Träumen und Fantasien aus dem früheren Leben kontrastiert. "Leben" ist eine Suche nach dem Sinn von Leben und Tod. Die Kritiker waren sich auffallend einig: "Große berührende Literatur", "Ein kluges, berührendes Buch", "Das literarische Ereignis des Frühjahrs".

(dpa/felt/csi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort