Autor Manuel Andrack Wandern auf den Wegen der Weltgeschichte

Leipzig · Moderator Manuel Andrack ist für sein neues Buch bewusst ausgetretenen Pfaden gefolgt.

 Gerne und viel unterwegs: Manuel Andrack.

Gerne und viel unterwegs: Manuel Andrack.

Foto: Achim Kröpsch, Düsseldorf

Manuel Andrack ist zurück. Mit einem neuen Buch und von einer ziemlich langen Wanderung. Denn der 50-jährige Moderator ist in den vergangenen drei Jahren einmal durch die Geschichte der Menschheit gestiefelt - hübsch chronologisch von den Anfängen bis zur Gegenwart. Dafür sieht er aber recht gut und provozierend entspannt aus, als wir ihn am Wegesrand der Weltgeschichte treffen.

In Geschichtsbücher geschaut

Seine Wanderkarte hat er sich in den Geschichtsbüchern abgeschaut. Jede größere Epoche wurden zu einer Etappe. Und für jede musste er nur noch den passenden Weg finden. Das war bei den Anfängen der Menschheit komischerweise am einfachsten: Mit einer Runde durchs nahe Neandertal war der Anfang gemacht. Danach wurde es aufwendiger: Andrack ist in Ägypten und nach Versailles gewandert, Römerwege latschte er mit vermeintlich gut kopierten Römer-Schluppen ab. Doch das Leiden an der Menschheitsgeschichte ist Teil des Konzeptes und darum kein berechtigter Grund zur Klage. Schließlich wollte Andrack der Geschichte im wahrsten Sinne nachgehen, den Spuren der Vergangenheit auf ausgetretenen Pfaden folgen. Das ist dann mehr Meditation als Sport geworden. Und so grübelt Andrack auf dem Rennsteig und den Spuren Luthers darüber nach, worüber der Reformator auf seinem Weg nach Rom sinnierte. Über Choräle? Oder über Frauen, wie Andrack selbst?

Man weiß es nicht. Doch eins ist dem Wanderer durch alle Zeiten deutlicher geworden: dass die Geschichte der Menschheit eine Geschichte des Gehens ist. Zu allen Zeiten hat sich unsere Gattung auf den Weg gemacht oder machen müssen, selten zum Spaß, öfters zum Überleben.

"Perverse Stiftung Warentest"

Und selten so brutal wie im Konzentrationslager von Sachsenhausen. Dort haben die Nazis im Auftrag der Industrie die Häftlinge auf eine sogenannte Schuhprüfstrecke geschickt - bis zu 40 Kilometer. Täglich. Wenige überlebten das. Auch den Weg ist er abgegangen; langsamer, schweigsamer. Von den Ergebnissen dieser "perversen Stiftung-Warentest-Reihe", so Andrack, habe die Schuhindustrie in der Nachkriegszeit profitiert. Es war der Sieg der Plastiksohle.

Am Ende des Buches wird Andrack sich einer Gruppe von Flüchtlingen anschließen, die von Österreich zwei Kilometer nach Deutschland geht. Vorne ein Polizeibus, hinten der "Besenwagen" für die Langsameren. Alle waren "ziemlich gut drauf", sagt Andrack. Dieser Flüchtlingstreck kam ihm wie eine Abenteuer-Reise vor und er sich wie ein Voyeur. Gerade dieses Kapitel zeigt die Grenzen eines verstehenden Nachgangs.

"Peter der Einsiedler"

Fröhlicher sind bei ihm die Kreuzzüge geraten. Dafür ist Andrack nicht nach Jerusalem aufgebrochen. Denn die Spuren des ersten Volkskreuzzuges 1096 unter Führung des belgischen Predigers "Peter der Einsiedler" führten auch nach Köln. Dort war die erste Station. Der alte Weg heißt heute Aachener Straße, und die führt - welch glückliche Fügung - zum Müngersdorfer Stadion. Aus kölscher Sicht also ins Gelobte Land.

Info Manuel Andrack: "Schritt für Schritt. Wanderungen durch die Weltgeschichte". Malik-Verlag, 318 Seiten, 19,99 Euro

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