Kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood erhält Friedenspreis des Buchhandels

Frankfurt/Main · Margaret Atwoods Bücher werden weltweit gelesen – jetzt ehrt die deutsche Buchbranche die Autorin mit dem renommierten Friedenspreis. Es ist auch ein deutliches Signal für das politische Engagement der Kanadierin.

 Die kanadische Autorin Margaret Atwood posiert 2014 im Rahmen des Literaturfestivals lit. Cologne in Köln.

Die kanadische Autorin Margaret Atwood posiert 2014 im Rahmen des Literaturfestivals lit. Cologne in Köln.

Foto: dpa, ve sab

Margaret Atwoods Bücher werden weltweit gelesen — jetzt ehrt die deutsche Buchbranche die Autorin mit dem renommierten Friedenspreis. Es ist auch ein deutliches Signal für das politische Engagement der Kanadierin.

Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood erhält den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die 77-Jährige gehöre zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit und beweise in ihrem Werk "immer wieder ihr politisches Gespür und ihre Hellhörigkeit für gefährliche unterschwellige Entwicklungen und Strömungen", begründete der Börsenverein des Buchhandels am Dienstag die renommierte Auszeichnung.

Atwood, deren Bücher in mehr als 30 Sprachen erschienen sind, gilt als erfolgreichste Autorin Kanadas. Sie hat Romane, Kurzgeschichten, Essays, Theaterstücke, Drehbücher und Kinderbücher geschrieben. Darin setzt sich Atwood, die sich auch als Umweltaktivistin und passionierte Vogelschützerin einen Namen gemacht hat, auch intensiv mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinander.

Bekannt durch Roman "Der Report der Magd"

"Humanität, Gerechtigkeitsstreben und Toleranz prägen die Haltung Margaret Atwoods, die mit wachem Bewusstsein und tiefer Menschenkenntnis auf die Welt blickt und ihre Analysen und Sorgen für uns so sprachgewaltig wie literarisch eindringlich formuliert", würdigte der Dachverband der deutschen Buchbranche die vielfach ausgezeichnete Autorin weiter. "Indem sie menschliche Widersprüchlichkeiten genau beobachtet, zeigt sie, wie leicht vermeintliche Normalität ins Unmenschliche kippen kann."

Einer großen Öffentlichkeit bekannt wurde Atwood 1985 mit ihrem utopischen Roman "Der Report der Magd". Darin beschreibt sie in der Tradition George Orwells eine totalitäre Gesellschaft, in der Frauen als Gebärmaschinen benutzt und unterdrückt werden. In ihrer Endzeit-Trilogie "Oryx und Crake" (2003), "Das Jahr der Flut" (2009) und "Die Geschichte von Zeb" (2013) entwirft sie angesichts der ökologischen Probleme eine postapokalyptische Welt.

Mit der weltweiten Finanzkrise hat sich Atwood in ihrem Essay "Payback. Schulden und die Schattenseiten des Wohlstands" (2008)
beschäftigt. Auf Deutsch erschienen zuletzt in diesem Jahr ihre Romane "Hexensaat" und "Das Herz kommt zuletzt". Ende des Jahres kommt der Essayband "Aus Neugier und Leidenschaft" heraus. Gemeinsam mit Salman Rushdie führt Atwood seit Mai dieses Jahr eine Kampagne des Schriftstellerverbands PEN International an, die verfolgten und von Zensur bedrohten Autoren größere Aufmerksamkeit geben will.

Auszeichnung seit 1950 vergeben

Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis geht laut Statut an Persönlichkeiten, "die in hervorragendem Maße vornehmlich durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen" haben. Die Auszeichnung wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 15.
Oktober in der Paulskirche verliehen.

Mit der Auszeichnung werden seit 1950 Schriftsteller, Philosophen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland geehrt. Darunter waren Autoren wie Hermann Hesse, Astrid Lindgren, Siegfried Lenz, Amos Oz, Mario Vargas Llosa, Orhan Pamuk und Swetlana Alexijewitsch. Im vergangenen Jahr hatte die Publizistin Carolin Emcke die Auszeichnung erhalten.

(das/dpa)
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