Max Kruse Der Schöpfer des Urmel ist tot

Stuttgart · Der 93 Jahre alte Max Kruse hat mehr als drei Millionen Bücher verkauft. Er war der Sohn der Puppenmacherin Käthe Kruse.

 Max Kruse ist im Alter von 93 Jahren gestorben.

Max Kruse ist im Alter von 93 Jahren gestorben.

Foto: dpa

Ein Eisberg wird eines Tages an den Strand der tropischen Insel Titiwu geschwemmt. Darin verborgen ist ein Ei. Staunend blicken die Inselbewohner auf das Wesen, das sich herausschält: Ein Urmel - einer der letzten Dinosaurier, mit Nilpferdschnauze, langem Schweif und kleinen Flügeln. Kinderbuchautor Max Kruse war der Schöpfer des grünen, lispelnden und überaus liebenswerten Urmel. Am vergangenen Freitag ist er im Alter von 93 Jahren gestorben, wie sein Stuttgarter Verlag Thienemann-Esslinger gestern mitteilte. Kruse lebte zuletzt zurückgezogen im oberbayerischen Penzberg.

Die Geschichten von Urmel und seinen Freunden wurden weltweit mehr als 800.000 Mal verkauft. Insgesamt wurden seine Bücher in zahlreiche Sprachen übersetzt, ihre Gesamtauflage liegt bei über drei Millionen Exemplaren.

Bis ins hohe Alter hinein hatte Kruse sich über seinen Erfolg gewundert. Aber Schriftsteller wollte er schon als kleiner Junge werden. "Da es in meiner Kindheit weder Radio, noch gar Fernsehen und Internet gab, kannte ich nur Bücher, die ich verschlang", zitierte sein Verlag den Autor zu dessen 90. Geburtstag vor fast vier Jahren.

 Kruse schuf "Urmel aus dem Eis".

Kruse schuf "Urmel aus dem Eis".

Foto: dpa, pu_htf shp

Sein künstlerisches Elternhaus prägte den 1921 in Bad Kösen an der Saale geborenen Jungen: die Mutter war die Puppenmacherin Käthe Kruse, der Vater der Bildhauer Max Kruse. Für die Puppen und Stofftiere seiner Mutter schrieb er auch sein erstes, 1952 veröffentlichtes Kinderbuch: "Der Löwe ist los" sollte ursprünglich mit Fotos der von seiner Mutter geschaffenen Figuren illustriert werden.

Mehr als 50 Kinder- und Jugendbücher hat Kruse geschrieben. Neben dem Urmel sind "Lord Schmetterhemd" und "Don Blech" weitere Kruse-Charaktere, die bei der Augsburger Puppenkiste ein Leben an Fäden führten. Aber auch Kurzgeschichten, Gedichte ("Schafsgedanken" oder die Liebesgedichte "Mein Herz beginnt zu schweben" von 2013) und eine Autobiografie hat er verfasst. Kruses Geschichten wurden ins Chinesische, Englische, Finnische und Dänische übersetzt.

Kruse selbst hielt seinen Fantasy-Roman "Der Schattenbruder" für sein bestes Buch. Am berühmtesten und beliebtesten aber waren immer sein vorlautes Urmel und die anderen liebenswerten Inselbewohner: Der Waisenjunge Tim Tintenklecks und Professor Habakuk Tibatong, der den Tieren das Sprechen beigebracht hat - sieht man mal von einigen kleinen Sprachfehlern ab. Da ist Pinguin Ping, der dem Waran Wawa seine Riesen-Muschel ("Mupfel"!) neidet. Die Schweinedame Wutz ("Öff Öff") kümmert sich um den Haushalt, während draußen auf einem Felsen vor der Küste der Seele-Fant seine "traurögen" Lieder singt..

Schon in ihrem Entstehungsjahr 1969 wurde die Geschichte des Urmel von der Augsburger Puppenkiste mit Marionetten nachgespielt und vom Hessischen Rundfunk verfilmt. Mitte der 90er Jahre folgte eine Zeichentrick-Adaption. 2006 und 2008 kamen die Kinofilme "Urmel aus dem Eis" und "Urmel voll in Fahrt". Es gibt ein Urmel-Musical, und in einer auf Sat.1 ausgestrahlten Theaterfassung wurde das Drachentier von dem 2012 gestorbenen Komiker Dirk Bach gespielt.

(dpa)
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