Verkauf von "Mein Kampf" in der Region Hitler interessiert nur mäßig

Düsseldorf · Seit Freitag ist die kommentierte Neuauflage von Adolf Hitlers "Mein Kampf" lieferbar. Einige Händler haben das Buch allerdings trotz Vorbestellungen noch nicht erhalten, andere haben es gar nicht erst beim Verlag bestellt.

 "Mein Kampf" wurde 1925 erstmals veröffentlicht.

"Mein Kampf" wurde 1925 erstmals veröffentlicht.

Foto: dpa, mbk fdt

In den mehr als 40 Filialen der Mayerschen Buchhandlung in NRW wird man "Mein Kampf" vergeblich suchen. "Wir werden das Buch nicht offen anbieten und auch nicht bewerben", sagte ein Sprecher des Unternehmens. Auch seien beim Verlag keine Ausgaben vorab geordert worden. "Auf Kundenwunsch ist das Buch aber bestellbar", sagte ein Sprecher, etwa wenn ein wissenschaftlicher Hintergrund gegeben ist. Die unkommentierte Ausgabe werde man allerdings gar nicht vertreiben.

Die Neuauflage von "Mein Kampf" umfasst zwei Bände, in denen der Originaltext in mehr als 3500 Anmerkungen eingebettet ist. Die fast 2000 Seiten starke kritische Edition sei als eine "Gegenrede zu Hitlers Schrift" zu verstehen, sagte der Leiter des Editionsprojekts am Institut für Zeitgeschichte, Christian Hartmann.

Ebenso wie bei der Mayerschen wird das Buch auch bei Thalia nicht groß präsentiert. "Zum einen ist es bei der Vielzahl an Neuerscheinungen nicht möglich, jedes Buch vor Ort verfügbar zu haben", sagte eine Unternehmenssprecherin. "Zum anderen trifft dieser Titel bei vielen Kunden auf eine besondere Sensibilität, die wir respektieren möchten."

Im Vorfeld habe man sich durchaus Gedanken gemacht, wie man mit dem Verkauf umgehe. "Da wir jedoch als Händler keine Zensur vornehmen, schließen wir Titel nicht aus dem Sortiment aus, solange sie nicht auf dem Index stehen", erklärte die Thalia-Sprecherin.

In anderen Buchhandlungen ist das Werk trotz Vorbestellungen am Freitag nicht angekommen. Bei der Buchhandlung Degenhardt in Mönchengladbach gab es ebenso wie bei der Hülser Buchhandlung in Krefeld und Hintzen in Kleve Vorbestellungen von Kunden, die sich allerdings noch gedulden müssen.

Ohne Zahlen zu nennen, hat auch Sven Rabanus, Geschäftsführer der Ratinger Altstadtbuchhandlung auf der Lintorfer Straße ein "lebhaftes Interesse" registriert: "Es gab doch etliche Vorbestellungen." Allerdings kenne man seine Kunden — und da ist Rabanus absolut sicher: "Es steckt jeweils ein seriöses Interesse oder einfach auch nur Neugierde dahinter." Es sei besser, sich mit einem solchen Werk auseinanderzusetzen als es einfach nur im Giftschrank wegzuschließen. Keinesfalls werde man das Buch bestellen, um es zwischen anderen Titeln im Regal zum Kauf anzubieten. "Aber wer zu uns kommt und es bestellt, bekommt seinen Wunsch erfüllt."

In den Buchhandlungen in Düsseldorf verhält es sich ähnlich. In der Goethebuchhandlung an der Nordstraße steht die Neuaufflage von "Mein Kampf" zwar nicht im Regal, allerdings können Kunden das Exemplar bestellen. Auch die Buchhandlung Gossens an der Luegallee in Oberkassel bestellt nur auf "Kundenwunsch". Allerdings sei dies erst einmal nicht möglich. Die Erstauflage sei bereits vergriffen. Die nächsten Exemplare sind erst wieder ab dem 15. Januar erhältlich.

In der Buchhandlung Scheuermann in Duisburg ist die kommentierte Ausgabe ebenfalls nicht angekommen, weil sie gar nicht erst bestellt wurde. "Wir haben das Buch nicht vorrätig, könnten es aber bestellen", sagt Buchhändlerin Elisabeth Evertz. Allerdings behalte sich der Händler vor, den Käufer zu prüfen, bevor man das Buch bestelle. "Wenn wir den Käufer nicht kennen oder er nicht nachweisen kann, dass er es zu wissenschaftlichen Zwecken braucht, geben wir es nicht raus."

Im Bücherhaus am Münster in Neuss ist die Neuauflage auf Bestellung zu erhalten. "Wir haben das Buch nicht stapelweise vorrätig, weil die Nachfrage dafür bisher nicht groß genug war", sagt Inhaberin Dorothea Gravemann. Von bisher vier vorbestellten Exemplaren sei eins angekommen. Die restlichen drei Bücher seien noch nicht geliefert worden.

"Möglicherweise ist der Großhandel mit den Vorbestellungen nicht nachgekommen. Das wird sich in den nächsten Tagen aber einrenken", sagt Gravemann, die gegen die Neuauflage des Buches nichts einzuwenden hat. "Das Buch wird kritisch kommentiert und somit richtig eingeordnet. Außerdem: Wer das Werk lesen wollte, konnte das bislang auch schon. Entweder man besorgte es sich in den Niederlanden oder man schaute einfach ins Internet."

Die Neusser Buchhandlung Gutenberg hat das Buch ebenfalls nicht in größeren Mengen vorrätig. In der Filiale an der Krefelder Straße liegen zwei, in dem Geschäft an der Neustraße drei Exemplare am Eingang. "Wir wollen erst einmal schauen, wie groß das Interesse. Bisher hat sich noch niemand für das Buch interessiert", sagt Inhaberin Regina Lewejohann.

(spol)
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