Mons/Pilsen "Mein Kampf" erscheint 2016 neu

Am Ende dieses noch jungen Jahres laufen die Urheberrechte der Bayerischen Staatsregierung an Hitlers Buch "Mein Kampf" aus. Dieses Datum wird nicht nur in der geschichtswissenschaftlichen Welt erwartet, sondern ist auch Anlass für eine öffentliche Debatte über die Frage, ob Hitlers Buch neu gedruckt und verkauft werden sollte.

Mons/Pilsen: "Mein Kampf" erscheint 2016 neu
Foto: afp, fjb/tcs

Das Institut für Zeitgeschichte in München hat deswegen schon vor sechs Jahren die Initiative ergriffen und ein wissenschaftliches Editionsprojekt gestartet. Direkt nach dem Ablauf des Urheberrechts soll eine kommentierte Version von "Mein Kampf" veröffentlicht werden. Man sei im Zeitplan, teilte der Leiter des Instituts Andreas Wirsching jetzt in einem Gespräch mit dem Deutschlandradio mit. "Die Arbeiten werden im Laufe der nächsten Monate abgeschlossen sein, so dass das Buch rechtzeitig erscheinen kann", sagte er im Deutschlandradio.

Die bisherige Inhaberin des Urheberrechts, die bayerische Landesregierung, und die Justizminister der Länder möchten auch nach dem Erlöschen des Urheberrechts vermeiden, dass Verleger das Buch veröffentlichen. Im vergangenen Jahr einigten sich die Justizminister darauf, etwaige Publikationen als "Volksverhetzung" anzuzeigen. Wirsching befürchtet keine rechtlichen Konsequenzen, wenn Anfang 2016 die wissenschaftlich edierte und kommentierte Ausgabe des Instituts für Zeitgeschichte herauskommen wird. Schließlich gelte kein Verbot der Schrift. Bisher sei es wegen des Urheberrechts nur nicht möglich gewesen, Hitlers Buch nachzudrucken. Nach dem Tod Hitlers waren die Rechte auf den Bayerischen Staat übergegangen, weil Hitler bis zuletzt in München gemeldet war.

Fürsprecher des Projekts sind Wissenschaftler wie die Passauer Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig. "Die Deutschen immer noch vor Hitlers Buch schützen zu wollen, verrät einen volkspädagogischen Eifer, den man nur haben kann, wenn man dem Volk kein Urteilsvermögen zutraut", sagte sie schon vor etwa drei Jahren in einem Interview mit der Zeitung "Die Welt".

(RP)
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