Bekanntgabe in Stockholm Literaturnobelpreis 2017 geht an Kazuo Ishiguro

Stockholm · Der diesjährige Nobelpreis für Literatur geht an den britischen Schriftsteller Kazuo Ishiguro. Das teilte die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm mit.

Nobelpreise 2017: Das sind die Preisträger
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Das sind die Nobelpreisträger 2017

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Der in Japan geborene 62-Jährige wird für "seine Romane von starker emotionaler Kraft" ausgezeichnet, wie die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm bekanntgab. Darin lege er den Abgrund unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt bloß, hieß es weiter. "Was vom Tage übrig blieb" und "Alles, was wir geben mussten" gehören zu seinen bekanntesten Werken. Beide Bücher wurden verfilmt.

Blessing Verlag überrascht

Der Münchner Blessing Verlag ist von der Vergabe des Preises an Ishiguro überrascht worden. "Das hat uns völlig aus dem Off erwischt", sagte Verlagsleiter Holger Kuntze am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Ishiguro sei schon oft als preiswürdig gehandelt worden, aber diesmal auf keiner Liste aufgetaucht.

Der Autor habe den Preis mehr als verdient, sagte Kuntze weiter. "Das ist ganz, ganz großartig, eine unfassbar gute Entscheidung!" Der 62-Jährige sei nicht nur ein fantastischer Autor, sondern auch ein unglaublich toller Mensch - interessiert, bescheiden und offen.

"Sein Werk lebt von seiner unglaublichen Vielseitigkeit. Mit jedem Buch findet er ein neues Thema und einen neuen Ton. Man lernt immer wieder einen neuen Autor kennen", sagte der Verlagsleiter. Dabei seien seine Themen stets von großer gesellschaftlicher Relevanz und Aktualität.

Der zu Randomhouse gehörende Blessing Verlag hat Ishiguro seit 20 Jahren unter Vertrag. Zuvor war er bei Rowohlt. Nach Angaben von Kuntze sind alle seine Bücher gerade in einer neuen Ausstattung in dem ebenfalls zu Randomhouse gehörenden Heyne Taschenbuchverlag erhältlich. Das jüngste Buch "Der begrabene Riese" (2015) gibt es bei Blessing gebunden, den Geschichtenband "Bei Anbruch der Nacht" als E-Book.

Die Jury aus Schriftstellern, Historikern, Literatur- und Sprachwissenschaftlern wählt den Preisträger aus fünf Kandidaten auf einer Shortlist aus.

Der Nobelpreis ist mit umgerechnet rund 940.000 Euro (neun Millionen Schwedischen Kronen) dotiert. Er wird seit 1901 vergeben. Zuletzt bekam 2009 mit Herta Müller eine deutschsprachige Autorin die Auszeichnung verliehen. Die Preisträger seitdem:

  • 2017: Kazuo Ishiguro (Großbritannien/Japan)
  • 2016: Bob Dylan (USA)
  • 2015: Swetlana Alexijewitsch (Weißrussland)
  • 2014: Patrick Modiano (Frankreich)
  • 2013: Alice Munro (Kanada)
  • 2012: Mo Yan (China)
  • 2011: Tomas Tranströmer (Schweden)
  • 2010: Mario Vargas Llosa (Peru)
  • 2009: Herta Müller (Deutschland)

Bei den Sprachgruppen stehen die Autoren, die auf Englisch veröffentlicht haben, ganz oben. 28 Literaten kamen aus dem englischen Sprachraum. Französischsprachige Nobelpreisträger liegen mit 14 Auszeichnungen auf Rang zwei. Es folgen Deutsch (13), Spanisch (11), Schwedisch (7) Italienisch und Russisch (jeweils 6).

Bekannteste deutsche Literaturnobelpreisträger sind Herta Müller (2009), Günter Grass (1999), Heinrich Böll (1972), Nelly Sachs (1966), Hermann Hesse (1946), Thomas Mann (1929), Gerhard Hauptmann (1912) und Theodor Mommsen (1902).

Unter den 112 Geehrten sind bislang lediglich 14 Frauen, darunter jeweils drei in den 1990er Jahren und drei im Jahrzehnt zwischen 2000 und 2010. Im Jahr 2013 ging der Preis an die kanadische Autorin Alice Munro, im Jahr 2015 an die Weißrussin Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch.

Bislang jüngster Preisträger war Rudyard Kipling ("Das Dschungelbuch"), dem die Auszeichnung 1907 im Alter von 42 Jahren zugesprochen wurde. Ältester Preisträger war Doris Lessing, die 2007 im Alter von 88 Jahren ausgezeichnet wurde. Das Durchschnittsalter aller Nobelpreisträger liegt bei rund 65 Jahren.

(csr)
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