Fotos Reaktionen auf den Tod von Marcel Reich-Ranicki
Die Deutsche Verlags-Anstalt (DVA) ist bestürzt über den Tod von Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. "Mit ihm verliert die Deutsche Verlags-Anstalt einen ihrer herausragendsten Autoren. Wichtiger noch: Die Welt der Literatur verliert den bedeutendsten und einflussreichsten Kritiker und Vermittler von Literatur nach 1945", teilte Verlagsleiter Thomas Rathnow am Mittwoch in München mit. "Marcel Reich-Ranicki hat wie kein anderer mit Witz, mit Schärfe, mit Sinn für klare Urteile der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur zu breiter Beachtung verholfen." Seine Entscheidung, nach der Verfolgung durch die Nationalsozialisten trotzdem in Deutschland zu leben, sei "ein außergewöhnliches Geschenk" gewesen. Reich-Ranicki hatte unter anderem seine erfolgreiche Autobiografie "Mein Leben" bei DVA veröffentlicht. Wir haben weitere Reaktionen auf den Tod des "Literaturpapstes" gesammelt:
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Lebensleistung des gestorbenen Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki gewürdigt. "Wir verlieren in ihm einen unvergleichlichen Freund der Literatur, aber ebenso der Freiheit und der Demokratie", erklärte die Kanzlerin am Mittwoch in Berlin. "Dass dieser Sohn einer jüdischen deutsch-polnischen Familie, der Eltern und Verwandte in den Vernichtungslagern der Nazis verloren hatte, sein Zuhause wieder in Deutschland fand und unserem Land so viel gegeben hat, gehört zu den Ereignissen der Nachkriegszeit, für die wir nur dankbar sein können." Reich-Ranicki habe mit seiner Begeisterung Millionen Menschen zum Lesen und zur Auseinandersetzung mit Büchern "verführt" und damit für die Buchkultur in Deutschland Hervorragendes geleistet. "Er hat für viele erfahrbar gemacht, dass der Zauber von Literatur den Menschen ganz wesentlich ausmacht, dass die Literatur ihn im Extremfall sogar überleben lässt", sagte die Kanzlerin: "Ich werde diesen leidenschaftlichen und brillanten Mann vermissen."
Der Schriftsteller und Kritiker Hellmuth Karasek hat seinen gestorbenen Freund Marcel Reich-Ranicki als "genial" gewürdigt. In einem Interview mit der in Oldenburg erscheinenden "Nordwest-Zeitung" sagte Karasek: "Ich glaube, er war kompromisslos. Er konnte sagen: "Dies ist ein miserables Buch, es ist einfach schlecht geschrieben. Mich interessieren Geschichten von Eskimos nicht - was sollen wir damit?"." So habe Reich-Ranicki die Sache immer auf einen sehr einfachen Punkt gebracht. "Da konnte man dann einwenden, so einfach ist das doch nicht. Aber es war letztlich doch so einfach. Das war das Geniale an ihm." Karasek gehörte zum "Literarischen Quartett", der ZDF-Sendung, mit der Reich-Ranicki einem Millionenpublikum bekanntwurde.
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat den verstorbenen Kritiker Marcel Reich-Ranicki als eine der wichtigsten Größen der deutschen Literatur gewürdigt. "Mit Marcel Reich-Ranicki geht ein ganz Großer der deutschen Literaturkritik", sagte Westerwelle am Mittwoch in Berlin. "Seine stets klare Sprache hat über viele Jahrzehnte die Debatten in unserem Land bereichert, seine Liebe zur deutschen Literatur viele Menschen in unserem Land beflügelt. Dass er als junger Überlebender des Warschauer Ghettos Deutschland nie den Rücken gekehrt hat, werden wir Deutsche ihm nie vergessen."
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier erklärte, Reich-Ranicki sei eine Institution gewesen. "Sein Tod ist ein schwerer und schmerzlicher Verlust für das kulturelle Leben in Deutschland." Er habe als Kritiker, als Publizist und Schriftsteller die literarische Kultur des Landes über mehrere Jahrzehnte geprägt wie kein zweiter. "Seine Biografie war aufs engste verknüpft mit den Irrwegen und Höhen deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert." Er sei zugleich eine moralische Instanz gewesen, "die tiefen Respekt und höchste Anerkennung bei allen Menschen in Deutschland genossen hat."
Der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler hat den Tod von Marcel Reich-Ranicki als großen Verlust für Deutschland bezeichnet. "Eines seiner großen Verdienste ist es, dass er Literatur für ein breites Publikum zugänglich und attraktiv gemacht hat", sagte der FDP-Politiker am Mittwoch laut einer Mitteilung. Der Lebenslauf des Holocaustüberlebenden werde für "Generationen einen prägenden Eindruck hinterlassen", fügte Rösler hinzu.
ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut würdigte den vielfach ausgezeichneten Literaturkritiker in Mainz: "Marcel Reich-Ranicki konnte polarisieren wie wenige andere. Seinem Motto 'Die Deutlichkeit ist die Höflichkeit der Kritiker' ist er immer treu geblieben. Und das auf seine ganz besondere Art, authentisch, glaubwürdig, unverwechselbar. Mit seiner deutschen, polnischen und jüdischen Biografie war er auf eine ganz außerordentliche Weise mit der Geschichte und Kultur unseres Landes verbunden." Bellut erinnerte an die großen Verdienste Reich-Ranickis für das ZDF: "'Das Literarische Quartett' war die erfolgreichste Büchersendung aller Zeiten, eine idealtypische Talkshow mit Kultcharakter. Wir haben Marcel-Reich-Ranicki viel zu verdanken und er wird uns allen fehlen."
Der Entertainer Thomas Gottschalk (63) hat Marcel Reich-Ranicki als Persönlichkeit hervorgehoben, die mit ihrer "Literaturkritik eine Landschaft, die für viele Menschen grau ist, bunt gemacht" hat, wie Gottschalk der Nachrichtenagentur dpa mitteilte. "Er hat für Deutschland mehr getan als die meisten Kultur-Politiker. Mit seinen Memoiren hat er uns nichts vergessen, aber vieles vergeben." Gottschalk hatte Reich-Ranicki zu einer TV-Talkshow im Oktober 2008 eingeladen, nachdem dieser den Deutschen Fernsehpreis zurückgegeben hatte. Auch diente Reich-Ranicki Gottschalk als Telefonjoker bei der Prominentenausgabe von Günther Jauchs RTL-Show "Wer wird Millionär?".
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat den im Alter von 93 Jahren gestorbenen Marcel Reich-Ranicki als "scharfsichtigen Kritiker" gewürdigt. Er sei "ein brillanter Literaturvermittler und eine faszinierende wie vielschichtige Persönlichkeit" gewesen, erklärte Gabriel am Mittwoch in Berlin. "Deutschland verliert einen bedeutenden Publizisten und großen Menschen. Er wird uns allen fehlen", betonte Gabriel. Das Mitgefühl gehöre den Hinterbliebenen.
Reich-Ranicki sei "eine der prägenden Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte" gewesen, schrieb Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) im Kurznachrichtendienst Twitter.
Linkspartei-Chef Bernd Riexinger schrieb über den Verstorbenen: "Ein Zeuge des letzten Jahrhunderts, ein im besten Sinn unbequemer Geist, ein großer Intellektueller."
Der Präsident der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland, Josef Haslinger, hat die Bedeutung von Marcel Reich-Ranicki hervorgehoben. "Er war im Nachkriegsdeutschland eine zentrale Figur, nicht nur der Literaturkritik, sondern auch der literarischen Entwicklung des Landes", sagte der 58-Jährige ("Opernball"). Reich-Ranicki sei es auch gelungen, in der ZDF-Sendung "Das Literarische Quartett" eine "Popularität zu erringen wie kein anderer Literaturkritiker".
Mit großer Betroffenheit hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels auf den Tod von Marcel Reich-Ranicki reagiert. "Marcel Reich-Ranicki hat wie kein anderer in unserem Lande der Literatur Rang und Bedeutung gegeben. Er hat dies vermocht, weil er die Literatur geliebt hat", sagte der Vorsteher des Vereins, Gottfried Honnefelder, laut einer Mitteilung.
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