Buch geschrieben Slomka und die Kanzler-Stiefel

Köln (RP). Die "heute journal"-Moderatorin Marietta Slomka, die kürzlich mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden ist, hat ein Buch geschrieben: In "Kanzler lieben Gummistiefel" erklärt sie für Jugendliche die Mechanismen der Symbolpolitik.

Buch geschrieben: Slomka und die Kanzler-Stiefel
Foto: ddp, ddp

Das Pferd feiert ein Comeback — als Polit-Accessoire. Die Tiere sind bei Staatsmännern neuerdings groß in Mode, hat Marietta Slomka beobachtet: Präsident Wladimir Putin ließ sich hoch zu Ross filmen, und auch Nicolas Sarkozy ritt mit seiner Carla auf einem Schimmel durch die Landschaft. "Bei Bundeskanzler Schröder waren es noch dicke, schnelle Autos. Aber solche Autos kommen heute nicht mehr so gut an — wegen der Umweltverschmutzung. Dann schon lieber umweltfreundlichere Pferde", schreibt Slomka.

Die Moderatorin des heute-journals, die kürzlich mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden ist, hat ein Buch geschrieben: In "Kanzler lieben Gummistiefel" erklärt sie die große Welt der Politik mit ihren symbolischen Gesten und inszenierten Auftritten. Es ist ein Buch für Jugendliche, das sich aber auch an Erwachsene richtet. Komplizierte Zusammenhänge verdeutlicht sie unterhaltsam mit witzigen Anekdoten aus der Polit-Szene, zum Beispiel zum Thema Hund. "Hunde sind Sympathieträger und das färbt auf ihre Besitzer ab. Also lassen sich Politiker manchmal sogar mit geliehenen Hunden ablichten." Bill Clinton habe sich gar nach der Enthüllung seiner Affäre mit Monika Lewinsky extra einen neuen Hund gekauft.

Slomka kennt den Politzirkus. Die 40-Jährige hat nach dem Studium der Volkswirtschaft und der Internationalen Politik bei der Deutschen Welle volontiert und war drei Jahre als Europa-Korrespondentin in Brüssel. Danach arbeitete sie als Parlamentskorrespondentin für das ZDF, bevor sie erst "heute nacht" und später das "heute journal" moderierte.

Ihr Mann, mit dem sie in Köln wohnt, ist RTL-Nachrichten-Moderator Christof Lang — ebenfalls ein Journalist. Dass sich die Gespräche zwischen den beiden nach Feierabend oft um Politik drehen, liegt nah. Aber das ist für Slomka nichts Neues: Politik, so sagte sie kürzlich in einem Stern-Interview, wäre schon in ihrer Familie immer Thema gewesen und ihr als etwas Spannendes, aber auch als etwas, das Spaß macht, vermittelt worden.

Genau das will sie mit ihrem Buch erreichen. Die Welt der Politik ist alles, bunt, witzig, spannend — nur nicht dröge. Slomka erzählt, warum Kanzler Schröder sich nur allzu gern in Gummistiefeln beim Besuch der Oder-Hochwassergebiete filmen ließ — um "Tatkraft" zu demonstrieren. "Gummistiefeltermin" würden Journalisten das nennen. Sie verrät auch, warum die Politikerelite des Landes ungern mit Kanzlermaschinen reist. "Die beiden Maschinen sind schon ganz schön alt und die Sitze durchgesessen." Außerdem seien es keine echten Langstreckenflieger und man müsse deshalb häufig zwischenlanden. "Warum gibt es keinen neuen, schönen Langstreckenjet? Wohl weil man im Kanzleramt Angst vor der Schlagzeile hat: ,Merkel kauft sich Luxusflieger'."

Slomka selbst hat keine Kinder — und wird darauf auch nicht gern angesprochen. "Frauen, die mit 39 noch nicht mindestens zwei Kinder haben, wird unterstellt, sie würden Kinder nicht mögen", sagte sie im Stern-Interview. "Ich finde das chauvinistisch, Männern werden diese Fragen so nicht gestellt." Sie möge Kinder und käme immer gut mit ihnen klar. "Weil ich nicht duzi-duzi mit ihnen rede, sondern sie ernst nehme."

So ist auch ihr Buch trotz aller Anekdoten und witzigen Episoden aus der Welt der Politik ein ernstes Sachbuch, das die wichtigsten Fakten rund um das Thema seriös aufbereitet. Aber der Spaß darf dabei nicht fehlen.

(RP)
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