Bildband "Das Lindenwerk" Udo Lindenberg und seine "Pimmelköppe"

Hamburg (rpo). Udo Lindenberg zeigt erneut seine künstlerische Ader. Nachdem der Panik-Rocker seine so genannten "Likörellen", Zeichnungen un Gemälde in Hamburg unter dem Titel "Keine Panik. Udo Lindenbergs bunte Republik" ausgestellt hat, bringt er in der nächsten Woche einen druckfrischen Bildband auf den Markt.

Udo Lindenbergs Werke im Museum
11 Bilder

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Foto: AP

"Eierlikör macht blond", sagt Udo. Und schon bekommt die Schöne mit den Riesenklimperwimpern etwas Farbe. Noch ein bisschen Blue Curacao hier, etwas Rote Grenadine da, ein wenig Magenbitter, ein paar Striche mit Campari verwischen. Ganz easy. Schon liegt ein neues Likörell auf dem Tisch in Udo Lindenbergs "Wohnzimmer", der Bar im Hamburger Hotel Atlantic. Nebenan in einem Gang hängt eine ganze Galerie dieser süßprozentigen Werke, einige davon ganz neu, eine Serie "aus dem Puff, noch etwas unausgegoren", wie der Meister meint, ein paar Impressionen von Sylt.

"Udo Lindenberg - Das Lindenwerk" ist ein persönliches Resümee seiner Malerei und schließt als künstlerische Gesamtschau an seine im vergangenen Jahr veröffentlichte Autobiographie "Panikpräsident" an. Auf knapp 300 großformatigen Seiten sind Lindenbergs schönsten Likörelle, seine besten Zeichnungen und seine berühmten Zyklen zusammengefasst, die er seit zehn Jahren auf Leinwand und Papier gebracht hat, ergänzt durch ausgewählte Songtexte und eigene Zitate sowie Erinnerungen von Freunden und Wegbegleitern.

Udo hält sein "Lindenwerk" an diesem Tag selbst zum ersten Mal in der Hand. "Das ist ganz berührend, das ganze Oeuvre und so, das bewegt mich. Sonst hat man nur immer hier mal 'n Zettel, da mal 'n Blatt." Darauf gibt es "Eierlikör, na klar, zur Feier des Tages". Er ist begeistert, vor allem davon, dass die Farben seiner Likörelle so gut rüberkommen. "Das sind ja ganz spezielle, sehr schöne leuchtende Farben. Die müssen ja 500 Jahre halten", sagt er. "Früher haben die Leute mal Aktien gekauft, heute dagegen meine Bilder."

In elf Kapiteln finden sich die "Panikmetropolen" ebenso wie "Leibesertüchtigung" und "Nackte Akte", "Kumpels & Kollegen" oder die karikierten rechtsradikalen "Pimmelköppe", aber auch Zyklen wie "Die zehn Gebote", der Kosmos- und der Faust-Zyklus und sämtliche Waggons des von ihm gestalteten "Sonderzugs nach Pankow". Und natürlich die berühmten Likörelle. Darunter auch eines seiner Lieblingsmotive: Variationen darüber, dass jeder irgendwie "einen Vogel hat". Es sei eben wichtig, ein bisschen verrückt zu sein: "Ver-rückt sein, also weggerückt vom Normalen, schön crazy, schöne bunte Fantasien - das finde ich gut und auch sehr wichtig." Eben ganz im Sinne der "Bunten Republik Deutschland", die er propagiert.

Es hat sich rasch rumgesprochen, dass Udos "Lindenwerk" fertig ist. Wer im Atlantic absteigt, gratuliert erst mal, Musikerkollegen kommen, Schauspieler. Denn die Bilder im Buch erzählen nicht nur Geschichten, sie haben auch Geschichte. Showmaster Dieter Thomas Heck ist begeistert, dass er vor allem den Faust-Zyklus wiederfindet, mit dem Udo 1999 zum 250. Geburtstag Goethes in den Weimarer Kunstsammlungen brillierte. Noch heute findet er es "einfach eine tolle Idee", dass Udo bei der Gelegenheit auch aufräumte mit dem unseligen Mythos um die "Führer-Suite" im Hotel Elephant in der Klassiker-Stadt und das berüchtigte Appartement 100 kurzerhand zur "Lindenberg-Suite" erhob.

Udo malt, was ihm in den Kopf kommt

Nach bislang 16 Ausstellungen zu seinen mehr als 2.000 Bildern und Zeichnungen will Udo mit dem "Lindenwerk" nun vor allem eine weitere Seite seines "Universaltalents" zeigen, wie er es nennt. Als Cartoonist und Zeichner sieht er sich als "Stricher", der das Leben in Kneipen, Bars und auf der Straße einfängt. Es ist das pralle, nackte Leben ebenso wie seine Auseinandersetzung mit "Nazischweinen und Skinheads", gegen die er seine "Pimmelköppe" malt und die seiner Meinung nach verboten gehören.

Und was braucht es für eine besondere Inspiration zu einem Likörell? "Alles, was einem so in den Kopf kommt. Ich sitz' da manchmal so an der Bar hier in meinem Hotel, und dann möchte da einer ein Autogramm, und dann denke ich: Da malst du da gleich eine kleine Zeichnung, und dann hast du Likör, in dem sich das Licht so schön bricht. Eierlikör ist 'ne tolle Farbe." Und schon taucht er den Finger hinein. Für die blonden Haare.

(afp)
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