Köln Köln diskutiert die Zukunft der Popmusik

Köln · Heute beginnt in Köln das Musikfestival c/o pop mit eigener Fachmesse. 30.000 Fans werden erwartet.

c/o pop 2016: 30.000 Besucher in Köln erwartet
Foto: Ole Spata

Von heute Abend an ist wieder c/o pop in Köln, und wer in den vergangenen 13 Jahren mal in der Stadt gewesen ist, während das Musikfestival mit angeschlossener Fachmesse lief, der weiß, dass diese fünf Tage etwas Besonderes sind. Köln fühlt sich dann anders an, verheißungsvoller irgendwie, das Leben klingt besser, und überall ist Musik.

Die c/o pop hat zuletzt stark an ihrem Profil gearbeitet, das Team um Geschäftsführer Norbert Oberhaus weiß, dass man mit dem international ausgerichteten Reeperbahnfestival in Hamburg nicht mithalten kann, also baute man die Expertise in Sachen deutscher Musik aus. Als Ziehkind der c/o pop kann man denn auch die Kölner Gruppe Annenmaykantereit bezeichnen, die gerade mit ihrem Nummer-eins-Album durch ausverkaufte Häuser tourt. Vor fünf Jahren trat sie erstmals bei dem Festival auf, und aus alter Verbundenheit gibt die Band heute Abend um 19 Uhr ein Überraschungskonzert im Stadtgarten: spontane Idee, plötzlich beschlossen. Außerdem treten bis Sonntag Künstler wie Boy (Freitag in der Live Music Hall), Drangsal (Freitag im Bahnhof Ehrenfeld) und Isolation Berlin (morgen im Gloria) auf. Aus England kommt Jake Bugg (morgen in der Philharmonie), aus den USA The Internet (heute im Yuca).

Die Musiker werden in Clubs im ganzen Stadtgebiet spielen, Samstag kann man ab 16 Uhr rund 50 Künstler bei freiem Eintritt im belgischen Viertel erleben, und alles in allem werden 30.000 Besucher erwartet. 100 davon werden Veranstalter ausländischer Häuser sein, die eigens eingeflogen werden, um deutsche Bands zu erleben und für ihre Clubs daheim zu buchen. Der Bund fördert diese Werbung für deutsche Popkultur. Eine Million Euro Umsatz macht die c/o pop. Sie wird je zu einem Drittel aus öffentlichen Geldern finanziert, aus Ticketverkäufen und durch Partnerschaften mit Werbekunden.

Neben dem Konzertprogramm gibt es die Messe, die so genannte Convention. Sie findet morgen und übermorgen im Gebäude der Industrie- und Handelskammer statt. Auch dort haben die Macher sich spezialisiert. Es geht vor allem um Einnahmequellen der Zukunft: Wie kann man künftig mit Musik Geld verdienen? "Sync" lautet ein Stichwort, das ist die synchronisierte Vermarktung von Musiktiteln in Filmen, TV-Serien und Computerspielen. Zeitgleich tagt am selben Ort das Interactive Festival, das sich mit digitalen Trends beschäftigt, und viele Veranstaltungen wurden als konzertierte Aktion geplant, weil sich die Welten verschränkt haben.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Welt der Marken. Einige Firmen versuchen, ihre Produkte in klar abgegrenzten Zielgruppen populär zu machen, und dafür setzten sie auf Musik. Toyota verpflichtet Robin Schulz, um das Image zu verjüngen, Volvo setzt auf Avicii. Der gilt als Topverdiener neuen Typs: 60 Millionen Dollar nahm er 2014 ein - nicht durch Plattenverkäufe, sondern durch solche Deals. Aber auch weniger prominente Musiker können Kompositionen an Marken verkaufen oder - wie im Fall der Sängerin Ebony Bones - ihr Image: Sie weist bei Facebook und auf Konzerten auf die Vorzüge der Sonnenbrillen von Ray Ban hin und kann nun von der Musik leben.

Es geht also um die Zukunft bei der c/o pop, und das Schöne ist, dass sie nicht irgendwann irgendwo da draußen beginnt. Sondern heute und gleich um die Ecke.

Info Das Programm findet man im Internet unter c-o-pop.de

(hols)
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