Erfinder der Afri-Cola-Werbung Charles Wilp ist tot

Düsseldorf (RP). Er war Werbefachmann und legte immer Wert darauf, dass man ihn auch als Künstler ernst nahm: Charles Wilp, der Düsseldorfer Fotograf, Medien-Artist und Weltraum-Besessene, ist gestern 72-jährig nach langer, schwerer Krankheit gestorben.

Bekannt, ja berühmt wurde er durch seine Afri-Cola-Kampagne in den sechziger Jahren, mit der er den Umsatz der braunen Brause in Deutschland um 34, in Österreich gar um 40 Prozent steigerte. Wilp hatte es verstanden, junge Leute zeitgeistig nach "Super-sexy-mini-flower-pop-op-cola" dürsten zu lassen.

Auch anderen Werbefeldzügen verhalft er zum Sieg. Für Volkswagen ersann er "Und läuft und läuft und läuft", zu Puschkin fiel ihm ein: "Wodka macht hart. Puschkin macht härter." So katapultierte er die Bundesrepublik aus dem Biedermeier der Werbung in eine Moderne, in der nicht nur das Produkt, sondern auch der Werber zum Mythos wurde.

Später, seit den achtziger Jahren, machte er vor allem durch seine Begeisterung für die Raumfahrt von sich reden. Er war der erste, der Kunst in die Umlaufbahn mitschickte. In den neunziger Jahren bestand er die Flugkammertauglichskeits-Prüfung Klasse 3 und die Astronautenprüfung. "Megasinnlich", so beschrieb er, was er empfand, wenn er in einer Astronautentrainingsmaschine Schwerelosigkeit erlebte.

Wilp hatte stets eine Schwäche für starke Auftritte. Aus Protest gegen die Umweltverschmutzung sprengte er einmal seinen Sportwagen in die Luft.

Charles Wilp, in Witten geboren, hatte an der TH Aachen Kunst und Wirkungspsychologie studiert und später bei Man Ray in New York das Fotografieren erlernt. Er stellte sein Können nicht nur in den Dienst der Industrie, sondern trat auch als Pionier der Politikberatung hervor. Bundeskanzler Willy Brandt und seine Regierung vertrauten sich ihm an. Mit Beuys war er befreundet. Und für Pirelli warb er auch.

(Rheinische Post)
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