Mainz Chemiker identifizieren Fresko als Klimt-Gemälde

Mainz · Das Gemälde zeigt einen unschuldig dreinschauenden Engel mit roter Seidenstola, der mit Nachdruck in sein Horn pustet. Es ist das neben der Mona Lisa wohl am besten untersuchte Kunstwerk der Welt. Gleich 15 Gruppen mit Naturwissenschaftlern waren bisher mit ihren Spezialverfahren an der Analyse beteiligt, die noch immer nicht beendet ist. Nun scheint klar, dass der "Trompetende Putto" vom österreichischen Maler Gustav Klimt (1862 - 1918) stammt.

Josef Renz hatte das Bild nach einer intensiven Recherche im vergangenen Sommer in einer Garage in Linz gefunden. Es soll bis Mitte der 80er Jahre an der Wand des Treppenhauses des ehemaligen Ateliers der Klimt-Brüder in Wien gehangen haben.

Der Kunsthändler Renz bat seinen Bruder Franz um Hilfe: Der hatte als Chemie-Professor in Hannover Zugang auch zu aufwändigen Analyseverfahren, sogar zu einem Gerät, dessen Pendant in einer Sonde auf dem Mars die Zusammensetzung von Gesteinen ermittelt. Auch beim Landeskriminalamt war das Bild und im Computer-Tomografen. Man darf vermuten, dass die Kosten für diese Analysen schon längst den Wert des Bildes überschritten hätten, wenn vieles nicht aus Gefälligkeit und der Neugierde nach der Aufklärung eines Wissenschaftskrimis gemacht worden wäre.

"Sicher ist, dass das Bild zwischen 1945 und 1950 recht dilettantisch übermalt wurde", erklärt Josef Renz. Diese für Gustav Klimt untypischen kreisförmigen Pinselstriche hatten Zweifel erweckt, ob das Werk wirklich dem bekanntesten Vertreter des Wiener Jugendstils zugeschrieben werden kann. Klimt-Experte Alfred Weidinger, Vizedirektor des Wiener Museums Belvedere, hatte auch deshalb das Fresko dem unbekannteren Klimt-Bruder Ernst zugeordnet. Die intensive chemische Analyse konnte jetzt den deutlichen Altersunterschied der verschiedenen Schichten bestimmen und ordnete zudem die verwendeten Farben und Pigmente und ihre Herkunft dem Atelier der Klimts zu. Der Traum der Forscher ist es nun, die oberste Schicht des Bildes abzutrennen und das eigentliche Werk mit seinen "traumhaften Farben" freizulegen.

(RP)
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