Kirchlicher Feiertag als Pendant zum Muttertag Christi Himmelfahrt: für viele feucht-fröhlicher Vatertag

Frankfurt/Main (rpo). Warum der kirchliche Feiertag für viele zum Vatertag wurde, ist nicht eindeutig geklärt. Manche sagen, Christi Himmelfahrt wurde in den 20er und 30er Jahren als Pendant zum Muttertag "umgewidmet". Fest steht: Für viele geht es am Vatertag feucht-fröhlich zu.

Christi Himmelfahrt nutzen seit Jahren viele Männer traditionell für einen - meist feucht-fröhlichen - Ausflug mit ihren Kumpels oder ihren Familien. Weshalb der kirchliche Feiertag für viele zum Vatertag wurde, ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt aber eine Reihe von Erklärungsversuchen.

So soll der Vatertag in den 20er und 30er Jahren als Pendant zum Muttertag eingeführt worden sein, nach dem Motto "equal rights for fathers" (gleiche Rechte für Väter). Andere meinen, es sollte ein Tag geschaffen werden, um die Väter an ihre Pflichten dem Nachwuchs gegenüber zu erinnern. Eine dritte Erklärung lautet, der Tag sei zum Vatertag ernannt worden, weil nach der biblischen Überlieferung Jesus Christus "zu seinem himmlischen Vater" zurückgekehrt sei.

"Fest im Grünen"

Der 40. Tag nach Ostern wurde jedoch schon seit Jahrhunderten als "Fest im Grünen" begangen. So war es üblich, zu "St. Auffahrt" - wie der Tag mancherorts auch genannt wird - schon vor Sonnenaufgang mit der ganzen Familie aufzubrechen, um von einer guten Stelle aus den Sonnenaufgang zu beobachten und Heilkräuter zu sammeln. Einige Stunden später fand man sich zu einem Festgottesdienst in der Kirche zusammen, in dessen Verlauf seit dem Mittelalter die "Auffahrt des Herrn" mittels einer hölzernen Christusstatue auch bildlich dargestellt wurde.

Vielerorts ging der Tag mit Speis und Trank, bei Tanz und Musik sowie unterschiedlichen Geschicklichkeitsspielen und Wettkämpfen zu Ende. Dabei soll es nicht selten zu "volksfestartigen Tumulten und Ausschreitungen" gekommen sein. Vor Letzterem war man auch dort nicht gefeit, wo die Kirchenoberen die Gläubigen zu Flurumritten mit Feldersegnung und Bittprozessionen für eine gute Ernte anhielten. Zu diesen an Christi Himmelfahrt veranstalteten Bittgängen und Wallfahrten steht bereits im 16. Jahrhundert geschrieben: "... da gehet die gantze statt (Stadt) mit dem creutz wallen auß der statt ... da isset man eyer und was man guts hat im grünen graß auff dem kirchoff".

Im 19. Jahrhundert kamen die Herrenpartien oder Schinkentouren auf. Dabei waren die Männer für den Himmelfahrtsausflug ohne Frauen gut mit Speisen und Getränken eingedeckt. Möglicherweise gehen diese Ausflüge auf die für die Stadt Frankfurt bezeugten und noch im 18. Jahrhundert üblichen Brunnenfahrten zurück. Die für die Reinigung der Stadtbrunnen und Wasserröhren verantwortlichen Männer gönnten sich dabei nach dem Ende ihrer Arbeiten jedes Jahr zu Himmelfahrt auf Kosten der Stadt eine viertägige "Tour ins Grüne", zu der sie unter anderem Schinken und besten Wein mitnahmen.

Ähnliche Ausflugsfahrten mit geschmückten Pferdekutschen organisierte seit 1822 auch der Berliner Fuhrunternehmer Kremser. Diese Touren führten entweder an den Wannsee, nach Grunewald oder zum Spandauer Bock, einem bei Berliner Handwerksmeistern und ihren Gesellen besonders beliebten Ausflugsziel. Dabei stand das frisch angestochene Fässchen Bier im Mittelpunkt des zumeist feucht- fröhlichen Geschehens.

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