Neue Platte Das wehmütige Soloalbum von Damon Albarn

Düsseldorf · Der Kopf der Bands Blur und Gorillaz veröffentlicht das Album "Everyday Robots". Das Solowerk ist durchweg in langsamem Tempo gehalten.

 Das Cover von "Everyday Robots".

Das Cover von "Everyday Robots".

Foto: Plattenfirma

Das ist in dieser Saison nun schon das zweite wehmütige Album eines Mittvierzigers, der mit der Gegenwart hadert und lieber zurückblickt auf die Jugend. Der amerikanische Musiker Beck (43) veröffentlichte vor wenigen Wochen "Morning Phase", eine wunderbare Studie in Melancholie, und nun macht es ihm der 46 Jahre alte Brite Damon Albarn nach: Seine Platte "Everyday Robots" ist durchweg in langsamem Tempo gehalten. Zu hören sind gedankenschwere Songs, die der Kopf der Gruppen Blur und Gorillaz mit Soundschnipseln von der Orten seiner Kindheit angereichert hat — da ist die Klingel seiner alten Schule und das Geräusch der anfahrenden U-Bahn, die ihn einst ins Londoner Zentrum brachte.

Beiden Veröffentlichungen gemeinsam ist die Gestimmtheit, das Innehalten: Zwei Männern wird bewusst, dass die Zeit des Beginnens unwiderruflich verloren ist, dass ein anderer Lebensabschnitt beginnt, längst begonnen hat. Beck plagen gesundheitliche Sorgen und die Frage, wie man die Kinder zu guten Menschen erzieht. Bei Albarn ist es die Technik, die er nicht mehr begreift, die ihm aber den Rhythmus des Lebens vorgibt — er entkommt ihr einfach nicht. "It's hard to be a lover / When the TV's on", klagt er.

Bei Beck geht es bei allem Wehleid musikalisch eher kalifornisch zu, träumerisch; bei ihm versinkt die Sonne zwar im Ozean, aber sie ist wenigstens noch da. Albarn wirkt dagegen geradezu schwermütig: Regen, Nebel, Feuchtigkeit. Man hört die gezupfte Akustik-Gitarre, verhalten fiepsende Synthesizer, ein Piano und sparsam verteilte und saumselige Beats. Höhepunkte sind die Stücke "Selfish Giant" mit dem Herzschlag-Rhythmus und "Heavy Seas Of Love", zu dem Brian Eno feine Vocals beisteuert.

Beck und Albarn wuchsen in musischen Familien auf, Becks Großvater Al Hansen war Fluxus-Künstler, die Mutter hielt sich einige Zeit im Umfeld von Warhols "Factory" auf. Albarns Eltern unterrichteten Kunst, der Vater managte eine Weile die Gruppe Soft Machine. Beide Musiker bedienen sich nun in allen denkbaren Stilen, es gibt keine Genre-Zuschreibungen, sondern Einflüsse etwa aus Folk, Gospel und House. Die Alben sind Abgesänge auf die Unbeschwertheit, Bilder immerwährenden Sonntagabends.

Das sind sehr schöne Platten.

(csi)
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