Das Ruhrgebiet bleibt eine ständige Herausforderung

Die Ruhr lässt die Menschen einfach nicht kalt. Denn die größte Städte-Agglomeration Deutschlands hat noch immer nicht ihren neuen Platz in einem radikal veränderten Wirtschafts- und Gesellschaftsumfeld gefunden. Und so ist es kein Wunder, dass sich namhafte Regionalforscher, Wirtschaftswissenschaftler, Technologen, Raumplaner und Politiker mit der Zukunft dieser Region beschäftigen. Herausgekommen ist jetzt die Veröffentlichung "Raumstrategien Ruhr 2035+", ein umfangreiches Werk, das unter der Leitung der drei Herausgeber Jan Polívka, Christa Reicher und Christoph Zöpel sowohl raumplanerische wie sozialwissenschaftliche Zugänge zu dieser ebenso interessanten wie auch schwierigen Region schaffen will.

Dieses Versprechen löst das Sammelwerk auch ein. Ausführlich werden zunächst die Voraussetzungen geklärt, die sich aus der in diesem Jahr zu Ende gehenden Geschichte des Steinkohlebergbaus und der mit ihm verbundenen Schwerindustrie ergeben. Dann geht es aber schnurstracks in die Zukunft - die Nutzung der zurückgelassenen Flächen, die sozialen und kulturellen Aufgaben des noch immer nicht abgeschlossenen Wandels sowie die nachhaltige Umgestaltung der Landschaft, Wirtschaft und Wohngebiete. Besonders dem Verkehr und der Energieinfrastruktur widmet der Band viele Seiten. Beide Bereiche sind Schwerpunkte in der Raumplanung Ruhr, die wie keine zweite Region in Deutschland von Straßen und Kraftwerken dominiert wird.

Wer sich also über den Stand und die Zukunft der Raum- und Sozialplanung des Ruhrgebiets informieren will, findet reichhaltiges Anschauungsmaterial, gut aufbereitet mit aussagekräftigen Tabellen und Grafiken. Der Stil des Buchs ist sehr wissenschaftlich gehalten, was die Lesbarkeit für Interessierte, die nicht vom Fach sind, doch etwas erschwert. Leider sind auch manche Statistiken nicht ganz auf aktuellem Stand - so etwa Einwohnerzahlen oder Sozialstatistiken. Da zugleich etliche Prognosen vorgelegt werden, besteht der Verdacht, dass sich diese aus älteren Zahlen speisen. Das ist schade, schmälert aber nicht den Wert der Publikation.

Jan Polívka/Christa Reicher/Christoph Zöpel (Hg.): Raumstrategien Ruhr 2035+. 2017, Kettler, 296 S., 39,90 Euro

(kes)
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