Romanze zweier Todkranker

"Das Schicksal ist ein mieser Verräter" nach dem Roman von John Green.

"Das Schicksal ist ein mieser Verräter" mit Shailene Woodley
Foto: dpa, mjh

Es gibt Filme, die glücklich machen, und solche, die einen am Leben verzweifeln lassen. Selten kommt es vor, dass ein Film beides gleichzeitig schafft. "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", der nun als DVD mit reichhaltigem Bonusmaterial erscheint, ist so einer. Die Geschichte allein treibt einem die Tränen in die Augen: Die 16-jährige Hazel (Shailene Woodley) leidet an Schilddrüsenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Ohne den Sauerstofftank, den sie ständig bei sich tragen muss, geht nichts mehr. Alles, wozu sie sich noch in der Lage glaubt, ist ruppig zu ihren Eltern zu sein.

Dann aber trifft Hazel in einer Krebs-Selbsthilfegruppe den 18-jährigen Gus (Ansel Elgort), der sich trotz seines Knochentumors und eines amputierten Unterschenkels ein sonniges Gemüt bewahrt hat. Natürlich geschieht, was Hazel nicht will. Gus überredet sie in eine Romanze, die für Teenager typisch ist. Und doch so ganz anders.

Mit einer solchen Handlung ist "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" von Regisseur Josh Boone ein Tränenzieher wie aus dem "Love Story"-Lehrbuch. Zudem ist der Film die breitflächig erwartete Adaption des gleichnamigen Bestsellers von US-Erfolgsautor John Green ("Eine wie Alaska"), der 2013 unter anderem den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt. Und mit den Shootingstars Shailene Woodley und Ansel Elgort aus dem Scifi-Actionhit "Divergent" holten die Produzenten gleich noch ein paar Millionen potenzielle Zuschauer mehr ins Boot.

Boone hätte es sich also einfach machen und das Ganze als gefällig schwülstiges Hormon-Melodram laufen lassen können. Aber das tut er genau nicht. Der Film nimmt seine Figuren so ernst wie es schon die Buchvorlage tat. In einer Reihe geistreicher, oft komischer Dialoge feiert er die Romanze seines Paars, wie kurz sie auch sei. Beide porträtiert er als sensible Jugendliche, die durch ihre Krankheit gezwungen sind, im Schnellverfahren erwachsen zu werden. Und die all die Erfahrungen der ersten Liebe sehr bewusst mitnehmen, weil es wahrscheinlich ihre letzten sind. Man sieht Hazel und Gus bei einem fröhlichen Picknick - ausgerechnet auf einem skelettförmigen Parkdenkmal -, auf einer Reise nach Amsterdam zu Hazels Lieblingsautor (Willem Dafoe), beim ersten romantischen Date in einem Nobelrestaurant. Parallel dazu schaltet Boone nächtliche Dramen in der Notaufnahme, Hazels Atemnot, Schmerzen. Doch der leichte, abgeklärte Grundton des Films und die wunderbare Chemie zwischen Woodley und Elgort verhindern selbst in den emotionalsten Momenten, dass das Drama zur Schmonzette absackt.

Sogar in jener berührenden Szene, als Hazel Gus in einer Kirche den Nachruf vorliest, den sie eigentlich für seine Beerdigung geschrieben hat. Boones einziges Zugeständnis an jugendliche Sehgewohnheiten ist, dass er die harschen Details des unvermeidlichen Endes ausspart; gestorben wird in diesem Film hinter geschlossenen Vorhängen - oder eben später.

Aber das fällt kaum auf. Man ist viel zu beschäftigt, sich mit diesem liebenswerten Paar zu freuen, das im Angesicht des Todes so grandios das Leben feiert.

Info "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" liegt als DVD und Blu-ray bei Fox vor.

(RP)
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