Sänger von Pink Floyd Mit Gilmour in Nostalgie baden

Oberhausen · Der Gitarrist und Sänger von Pink Floyd trat in der Oberhausener Arena auf. Der Mann auf der Bühne entlockt seiner Gitarre den ersten Ton, und ein Jubelruf fährt durch die Arena in Oberhausen. Es gibt nicht viele Musiker, die derart erwartungsfroh begrüßt werden. David Gilmour, Gitarrist und Sänger von Pink Floyd, ist einer dieser Großen, obwohl man nun wirklich sagen muss: ehemals von Pink Floyd.

 David Jon Gilmour wurde 1946 in Großbritannien geboren. Er ist Gitarrist, Sänger, Komponist und Songwriter von Pink Floyd. Hier bei einem früheren Auftritt.

David Jon Gilmour wurde 1946 in Großbritannien geboren. Er ist Gitarrist, Sänger, Komponist und Songwriter von Pink Floyd. Hier bei einem früheren Auftritt.

Foto: ddp

Denn in neuen Interviews hat er betont, dass die Band Geschichte sei. Zum Glück für die 10.000 Fans hat er damit nicht die Musik gemeint, (eher seinen früheren Mitstreiter Roger Waters), denn die bildete den Mittelpunkt eines bemerkenswerten Abends; fast zurückhaltend wurden Songs vom frisch veröffentlichten Album "Rattle that Lock" präsentiert.

Also um die "späteren" Floyd geht es, die nach der britisch-psychedelischen Phase (mit Syd Barrett) und der Avantgarde mit Alben wie "Ummagumma" oder "Atom Heart Mother" mit "The Dark Side of the Moon" in die Liga der Megabands aufstiegen: Abgang für obskure Exkursionen, Auftritt für die Flächen, simplere Tonfolgen.

Gilmour hat diese Ära geprägt, mit dem hohen, schmelzenden Gitarrensound, der doch so schneidend sein kann. "Shine on you Crazy Diamond" bringt diese Qualitäten live zu einem Höhepunkt, umjubelt von den Fans, mitgesungen und teilweise auch mitgespielt. Dabei fällt noch auf, dass Gilmour ein beeindruckender Sänger ist, mit der Band gelingen hinreißende Chorgesänge.

"Fat Old Sun" ist ein weiterer Gipfel, eine einnehmende Folk-Melodie, die in heftiger Gitarrenarbeit mündet. Das kann auch weniger schöne Ergebnisse zeugen, wie etwa "Money", einen der bekanntesten Floyd-Songs, aber auch einen der plumpsten. Aber Gilmour kann alles durch sein Spiel veredeln - und irgendwann stellt sich die Frage, wie viele schmelzende, beißende Soli der Mensch ertragen kann. Viele, lautet die Antwort an diesem Abend, der in der Nostalgie badet, auch

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durch ältere Videosequenzen, und nach der Pause hört man, warum Pink Floyd so verehrt werden. "Astronomy Domine" ist ein frühes, psychedelisches Biest, voll wirbelnder Tonkaskaden; die Begleitband wird von der Leine gelassen. Zur Band gehört auch der Mann, den Legende Gilmour selbst als "Legende" vorstellt: Gitarrist Phil Manzanera von Roxy Music, Mitproduzent von "Rattle that Lock".

Er taucht mit ein in etwas, das man heute als pastorale englische Landschaftspflege verstehen kann. Da ist etwas Wehmütiges in der Musik, das sich nach Vergangenem sehnt. Das zeichnet auch die besten neuen Songs aus; Jazz- und Walzerklänge ("The Girl in the Yellow Dress") bringen ein paar neue Farben ins Spiel. Einige Texte hat Gilmours Frau, die Schriftstellerin Polly Samson, geschrieben.

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Er wirkt entspannt auf der Bühne, freundlich, ein Mann, der mit sich und seiner Geschichte im Reinen ist. Sex- Pistols-Sänger Johnny Rotten trug 1977 ein Pink-Floyd-T-Shirt, auf das er mit Filzstift "I Hate" geschrieben hatte. Auf den vielen Shirts an diesem Abend sieht man nichts dergleichen, versteht sich. Dafür werden die Fans mit einem Stroboskop-Gewitter bei "Run Like Hell" belohnt, bei dem Gilmour und die Band sogar Sonnenbrillen tragen. Sicher nicht, um cool auszusehen.

Korrektur: In einer früheren Version des Artikels haben wir den Songtitel "Fat Old Sun" falsch geschrieben.

(RP)
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