Bonn Demirkan und Donnersmarck streiten über Scientology
Bonn · Zu Lesung und Gespräch hatte das Literaturhaus Bonn in die Bundeskunsthalle geladen. Doch die Begegnung des Oscar-prämierten Regisseurs Florian Henckel von Donnersmarck und der Schauspielerin Renan Demirkan entwickelte sich bald zu einem hitzigen, stellenweise sogar überhitzten Gefecht. "Sind Sie Scientologe?", fragte Demirkan Donnersmarck, und im Publikum brach ein Tumult aus - gegen eine Moderatorin, die immer wieder aus ihrer Rolle ausbrach und sich selbst inszenierte.
Anlass der Veranstaltung mit dem in Köln geborenen Regisseur war das Erscheinen seines Buchs "Kino!". Es ist Ausdruck seiner Liebe zum Kino und bietet kluge Reflexionen über das Wesen des Films, die Arbeit des Regisseurs, den Stellenwert der Schauspieler, des Drehbuchs und viele andere Aspekte. Darin findet sich auch ein Artikel, den Donnersmarck anlässlich der Dreharbeiten zu Bryan Singers Film "Operation Walküre" verfasst hat. Damals hatte sich eine Diskussion um Hauptdarsteller Tom Cruise entfacht. Wegen dessen Mitgliedschaft in der Scientology-Sekte forderten einige Politiker das Verbot der Dreharbeiten im Bendlerblock. Donnersmarck schilt dieses Verhalten als "deutsche Verbotsgeilheit" und plädiert dafür, dem Gesetzgeber zu vertrauen, der Scientology immer noch nicht verboten hat, dafür, den Menschen als Ganzes - mit guten Seiten und Fehlern zu sehen.
Die Lehren von Scientology finde er absurd, "irgendwie witzig - aber mein Lebensentwurf ist das natürlich nicht". Auf Renan Demirkans "alberne Frage" konterte er außerdem: "Haben Sie nicht vorhin erzählt, Ihre Tochter sei sehr aktiv bei den Anthroposophen?"
Als Donnersmarck erzählte, wie schwierig es war, für "Das Leben der Anderen" einen Verleih zu finden, forderte er, eine deutsche Kulturquote einzuführen. "Die Filmförderung ist gut, aber das Publikum hat angesichts der Marketing-Macht der US-Studios oft keine Chance, die Ergebnisse zu sehen."
Am Ende des Abends war die Schlange am Verkaufstisch mit Donnersmarcks Buch genauso lang wie vorher beim Einlass.
