Der Elegante: Omar Sharif 80

Kairo Der berühmteste Ägypter der Welt, Omar Sharif, hat heute Geburtstag. Als Doktor Schiwago verlieh er 1965 dem schmalen Oberlippenbart die Eleganz, die ihm gebührt, und ließ weltweit Frauenherzen höher schlagen. Ihm selber, dem eleganten, großen Mann mit mittlerweile grauweißem Haar, hing die Verbindung mit der Rolle des melancholischen Doktors jedoch schnell zum Halse raus. "Ich bin für alle Welt nur Doktor Schiwago!", klagte er immer wieder über sein Markenzeichen.

Geboren wird Sharif als Michael Chalhoub am 10. April 1932 im ägyptischen Alexandria als Sohn christlicher Eltern. Als Sharif vier Jahre alt ist, zieht die Familie nach Kairo. Nach seinem Schulabschluss 1954 lernt der junge Mann den Regisseur Youssef Gabriel Chahine kennen, der ihm ohne Umschweife seine erste Filmrolle in "Tödliche Rache" anbietet. Bei den Dreharbeiten verliebt sich Sharif in die ägyptische Film-Diva Faten Hamama. Um sie heiraten zu können, konvertiert er zum Islam. Zehn Jahre später zerbricht die Ehe, aus der Sohn Tarek hervorging. Für den Frauenschwarm Omar Sharif, der für seine Rolle in "Lawrence von Arabien" einen Golden Globe bekommt, sollte es die erste und letzte Ehe sein. Selbst eine Beziehung habe er nach der Trennung nie mehr geführt, erklärte Sharif in etlichen Interviews.

Geschäftlich läuft es dafür umso besser. Durch die Hauptrolle im Film "Doktor Schiwago", der Verfilmung des gleichnamigen Boris-Pasternak-Romans, wird Omar Sharif 1965 weltberühmt. Nebenbei entwickelt sich der Mime zum Bridge-Profi, wird 1973 sogar Weltmeister. Auch Pferdewetten zählen zu seinen Leidenschaften. Die teuren Hobbys finanziert sich Sharif durch zahlreiche TV-Produktionen, dreht schließlich sogar Fernsehwerbung.

Über 30 Jahre seines Lebens verbringt Omar Sharif größtenteils in Hotelzimmern. Eine Heimatlosigkeit, die offenbar an seinem Charakter nagt. Journalisten, die ihn zu Interviews treffen, beschreiben Sharif als einsam und aufbrausend. Erst im vergangenen Oktober tauchten Videoaufnahmen auf, die zeigen, wie Sharif einem weiblichen Fan ins Gesicht schlägt. Bereits im Februar 2008 war er von einem kalifornischen Gericht zu 300 000 Dollar Schmerzensgeld verurteilt worden, weil er im Jahr 2005 betrunken einen Parkplatzwächter verprügelt hatte.

Nun ist der 80-Jährige, dem hierzulande 2003 mit der Hauptrolle in "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" ein vielbeachtetes Comeback gelang, zurück nach Kairo gezogen. Dort verbringt er seinen Lebensabend – ganz bewusst. In einem Interview mit der "Zeit" sagte Sharif: "Ich lebe hier und jetzt, nicht in der Zukunft, nur jetzt. Ich bin fest entschlossen, am Präsens der Welt teilzunehmen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort