Interview: Magnus Resch "Der Galerienmarkt braucht eine Revolution"

Der 30-jährige Unternehmer und Wissenschaftler motiviert Kunsthändler zu mehr Kommerz.

Düsseldorf Er fordert mehr Kommerz in der Kunst. Magnus Resch analysiert im Buch "Management von Kunstgalerien" den deutschen Galerienmarkt und ermutigt darin junge Galeristen zum Aufbau einer Marke. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler ist Dozent für Kulturmanagement an der Universität St. Gallen. Er gründete mit 20 selbst eine Galerie und später dann die Sammlerdatenbank "Larry's List". Im Interview spricht der 30-Jährige, der in Düsseldorf sein Abitur machte, über sein Buch, die Schwächen des Galerienmarktes und schlummernde Potenziale.

In Ihrem Buch beschreiben Sie die Galerie als Kämpfer zwischen Kommerz und Kunst. Was überwiegt?

Magnus Resch Es muss sich im Gleichgewicht auspendeln. Für viele Galeristen ist es aber mehr Kunst als Kommerz.

Haben Galeristen demnach nicht verstanden, dass auch der Kommerz eine wichtige Rolle spielen muss?

Resch In der Tat besteht hier immer noch eine große Zurückhaltung. Daher meine These: Galeristen müssen mehr Manager werden.

Bedeutet das gleichzeitig, die Romantik der Kunst aus den Augen zu verlieren?

Resch Nein, überhaupt nicht. Die Kunst ist nach wie vor das Herzstück einer Galerie und auch deren Antrieb. Aber es ist der Kunst gegenüber unfair, wenn es nur dabei bleibt. Der Künstler lebt nun mal davon, dass seine Kunst verkauft wird. Der Galerist muss die Rolle des Verkäufers übernehmen. Das ist eine klare Management-Aufgabe. Wenn 40 Prozent der Galerien in Deutschland Verluste machen, sind schlechte Manager am Werk. Es sind die Künstler, die darunter leiden.

Was ist das Problem, wenn nur knapp zwei Drittel der Galerien schwarze Zahlen schreiben?

Resch Kernproblem ist, dass sich Galeristen zu sehr auf die Kunst fokussieren und zu wenig auf nüchterne betriebswirtschaftliche Fakten.

Wie sieht ein gutes Management für eine Galerie aus?

Resch In meinem Buch habe ich versucht, herauszufinden, was eine erfolgreiche von einer nicht erfolgreichen Galerie unterscheidet. Dazu habe ich die größte Umfrage bei deutschsprachigen Galerien gemacht. Es geht also um nüchterne Datenanalyse, nicht um einen Schlaumeieraufsatz.

Und was machen sie anders?

Resch Die Daten sind hier sehr eindeutig:Erfolgreiche Galerien haben keine Angst vor Management und Kommerz. Sie sind entlang der Lebensphasen eines Künstlers aktiv. Sie vermarkten nicht nur junge Künstler, sondern auch Künstler im mittleren Alter und solche, die im Sekundärmarkt gehandelt werden. Es zeigt sich ganz eindeutig: Wer nur im Primärmarkt aktiv ist, hat es schwer. Junge Künstler aufzubauen ist ein Zuschussgeschäft.

Sie nennen Apple und Amazon als Beispiele für marktverändernde Entwicklungen. Was können Galeristen von solchen Weltkonzernen lernen?

Resch Am Galerienmarkt sind keinerlei Innovationen sichtbar. Den Kunstmarkt gibt es in dieser Form seit Jahrzehnten - weiße Räume, Bilder an die Wand, 50:50-Aufteilung, Intransparenz. Der Galerienmarkt braucht eine Revolution. Er muss neue Kundengruppen gewinnen, denn sonst bleibt das Geschäft auch in Zukunft für viele unprofitabel.

MARCEL KLEIFELD FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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