Dichten nach Auschwitz

"Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch", befand der Philosoph, Soziologe und Musiktheoretiker Theodor W. Adorno (1903-1969) in seinem Aufsatz "Kulturkritik und Gesellschaft", der 1949 geschrieben und 1951 erstmals veröffentlicht wurde.

Der Satz wurde unterschiedlich interpretiert: als generelles Verdikt gegen jegliche Dichtung nach dem Holocaust, als konkretes Darstellungsverbot von Gedichten über Auschwitz und die Konzentrationslager oder als bloße Provokation. Das über die Lyrik gefällte Urteil wurde auf die Literatur oder die Kunst übertragen. Adorno erklärte und modifizierte die Aussage mehrfach. Der Satz wurde über Jahrzehnte hinweg von Philosophen, Literaturwissenschaftlern und Schriftstellern kontrovers diskutiert und rief den Widerstand von Lyrikern auf den Plan.

(RP)
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