Düsseldorf Die Geheimnisvolle: Lauren Bacall ist tot

Düsseldorf · Sie war die Verführerische mit der rauen Stimme und die große Liebe Humphrey Bogarts. Sie wurde 89.

Vielleicht spürt der Zuschauer es, wenn zwei Schauspieler ein Liebespaar spielen - und die Wirklichkeit holt sie ein. Lauren Bacall und Humphrey Bogart jedenfalls wurden ein Paar bei ihren ersten gemeinsamen Dreharbeiten zu der Hemingway-Verfilmung "Haben und Nichthaben" von 1944. Und wer die berühmte Szene kennt, in der Bacall dem Seemann mit dem düsteren Gesicht die Flötentöne beibringt, der fühlt, dass das nicht nur ein kleiner Flirt werden sollte. Sie dreht sich da noch einmal um in der Tür und erklärt ihm mit dieser verheißungsvoll heiseren Stimme und tiefem Blick über die Schulter, was er mit seinen Lippen zu tun hat. Und Hollywood sprang an auf dieses verführerische Mädchen, das so selbstsicher und verrucht wirkte, so dunkel, stark und leidenschaftlich.

Sie war elegant, aber eigenwillig, hatte ein Gesicht, das nicht einfach der süßen Norm jener Jahre entsprach, sondern aufmüpfig wirkte, herausfordernd, charakterstark - modern. Und so hat sie sich nicht festlegen lassen auf die Rolle des jungen Dings, das dem Charme großer Haudegen wie Humphrey Bogart erliegt. Sie wurde selbst zur Heldin, eine Frau, an die man sich erinnerte, deretwegen man ins Kino ging.

Als Betty Joan Perske wuchs sie als einziges Kind eines Verkäufers und einer Sekretärin jüdischer Abstammung im New Yorker Stadtteil Bronx auf. Zunächst arbeitete sie als Model und schaffte es auf das Titelbild der Zeitschrift "Harper's Bazaar". Dort sah sie Howard Hawks, den Regisseur von "Haben und Nichthaben", und die Filmkarriere begann. Mit dem 25 Jahre älteren Bogart führte Bacall eine glückliche Ehe bis zu dessen Krebstod 1957. Und das Paar drehte auch weiter: "Tote schlafen fest", "Das unbekannte Gesicht" und "Gangster in Key Largo". Beide verbanden auch politische Überzeugungen. So traten sie etwa gegen die "Schwarzen Listen" in der McCarthy-Ära ein, mit deren Hilfe vermeintliche Kommunisten verfolgt wurden. Bacall hatte auch komisches Talent, wie sie etwa in den Gesellschafts-Komödien "Wie angelt man sich einen Millionär" (1953) und "Warum hab ich ja gesagt!" (1957) bewies. Aber festlegen wollte sie sich nie, wechselte lieber wieder das Fach und drehte Melodramen unter der Regie von Vincente Minelli (The Cob Web, 1955) oder Douglas Sirk (In den Wind geschrieben, 1956).

In den Sechzigern heiratete Bacall zum zweiten Mal, doch die Ehe mit dem Schauspielerkollegen Jason Robards ("Spiel mir das Lied vom Tod") scheiterte. 1974 drehte sie "Mord im Orient-Express", und 30 Jahre später wagte sie in hohem Alter noch den Schritt nach Europa. Für Lars von Trier stand sie in "Dogville" und "Manderlay" von der Kamera. Und dann erinnerte sich Hollywood und verlieh ihr 2009 einen Ehren-Oscar für ihr Lebenswerk.

"Hollywood war schrecklich glamourös, als ich dort war - jetzt ist es nicht mehr glamourös", hat Lauren Bacall einmal gesagt. Eine der letzten großen Damen der Goldenen Ära der Filmstudios ist an einem Schlaganfall gestorben. Eine Frau, die verstand, was Glamour ist.

(RP)
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