Die Partyretter unserer Jugend

Musikgeschichte: Fury In The Slaughterhouse schrieben Fetenhits - und mehr.

Es gab diesen einen kurzen Moment während der Dorfpartys unserer Jugend, in dem jeder von uns wusste, dass die nächsten 5:05 Minuten zum Besten zählen würden, was dieser Abend zu bieten hat. Wer das hier liest und zwischen 35 und 45 Jahre alt ist, wer seine Kindheit auf dem Land verbracht hat, wo jeder Trend mit Maximalverzögerung ankommt, der hat Fury In The Slaughterhouse mal für den Inbegriff von Rockmusik gehalten. "Won't forget these days" heißt das Lied unserer Jugend, und wenn man es heute noch einmal hört, 30 Jahre nach Gründung der Band, dann staunt man: Warum blieb Fury In The Slaughterhouse der lebenslange Ruhm verwehrt?

Dieser Tage versuchen sie es wieder: "Fury", so der Rufname in Fankreisen, veröffentlichen eine Sammlung ihrer besten Songs unter dem Titel "30", versehen mit dem schrägen Nachsatz "The Ultimate Best Of Collection", was ein klitzekleiner Hinweis darauf ist, dass es nicht die erste Kollektion dieser Art der Band ist. Vielleicht ist es auch diese Verwaltung des eigenen Erbes, die dem Sextett den Ruf einbrachte, Rock für Büroangestellte zu spielen? Die Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder, die die Hannoveraner Band mit weiteren Musikern im Jahr 1987 gründeten, spielten auf der Bühne routiniert ihren Stiefel herunter. Es gibt keinen Skandal, der von der Band nachhaltig in Erinnerung blieb. Man hat also diese Assoziationskette im Kopf, wenn man das Album mit 38 Fury-Songs noch einmal hört. Schnell ertappt man sich dabei, die Songs immer noch gut zu finden. "Trapped Today, Trapped Today", diese traurig schöne Hymne an die Vergänglichkeit. "Radio Orchid" ist immer noch eine tolle Ballade, und das Lied "Every Generation Got It's Own Disease" hat internationales Format. Es stammt vom Album "Mono" aus dem Jahr 1992, und die Band steht auf dem künstlerischen Höhepunkt ihres Schaffens. Platz 12 der deutschen Albumcharts erreichte "Mono". Nachfolger "Brilliant Thieves" von 1997 erreichte sogar Platz 3. Im Titelsong singt Wingenfelder: "It sounds a bit like R. E. M./ and a little bit like Sting." Besser wurde der Kosmos Furys nie auf den Punkt gebracht.

(RP)
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