Düsseldorf Motörhead mit Defibrillator

Düsseldorf · Die Band um den wieder genesenen Sänger Lemmy Kilmister begeisterte 6500 Fans in Düsseldorf.

Lemmy Kilmister, Frontmann der englischen Heavy-Metal-Institution Motörhead, klingt wie ein Mainzelmännchen mit schwerer Halsentzündung. "Gut'n Abend", sagt er. Dann folgt das traditionelle Begrüßungsritual einer Band, die seit fast 40 Jahren tourt. "We're Motörhead and play Rock'n'Roll" ist der weithin bekannte Aufruf für knapp 6500 Fans in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle. Sie recken die Fäuste, die Begeisterung lässt Bierbecher durch die Halle fliegen. Es folgt ein zweistündiges, erwartet ohrenbetäubendes Erdbeben mit einem Schlagzeug-Stakkato, das Maschinengewehrsalven ähnelt, harten Gitarrenriffs sowie dem rauen Gesang des Mannes, den alle Lemmy nennen.

"Shoot You In The Back" und das folgende "Damage Case" überzeugen die Fans schnell, dass ihr Held, der an Weihnachten 69 Jahre wird, nach Abbruch seines Wacken-Auftritts und Konzertabsagen im vergangenen Jahr dank der Implantierung eines Defibrillators zumindest dem Eindruck nach wieder vor Energie strotzt.

Wie ein Fels in der von Gitarrist Philip Campbell und Schlagzeuger Mikkey Dee produzierten Sound-Brandung steht er auf der Bühne und bellt seine Botschaft vom archaischen Rock ins Mikro. Mit dem "Lost Woman Blues" vom Album "Aftershock" nimmt sich Motörhead nur einen Moment zurück, dann folgt schon der Klassiker "Dr. Rock", zusätzlich mit einem fulminanten Schlagzeugsolo auf Hochglanz poliert. Aber das ist es auch schon mit dem schönen Schein. Lemmy und Co. sind wegen ihrer kompromisslosen Bodenständigkeit Kult. Abgehobene Soundtüfteleien, Anbiederung an irgendwelche Trends oder gar ein intellektueller Überbau haben Motörhead nie interessiert.

Das Trio feiert mit seiner Mischung aus Rock'n'Roll, Metal und Punk das Prinzip des Einfachen, Wahren und Guten. Frenetischer Jubel nach "Overkill" als Zugabe.

(RP)
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