Düsseldorf-Lexikon: Schneider Wibbel

Es soll Düsseldorfer geben – egal, ob Eingeborene oder Zugezogene – die die Geschichte des Schneider Wibbel tatsächlich nicht kennen. Ausländische Gäste können ihnen darum oft viel besser erklären, was der Spruch "Wat bin ich en schön Leich'" bedeutet.

Jetzt also noch mal für alle: Da gab es einen verurteilten Bäckermeister, der nach einer Messerstecherei zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Er konnte damals seinen Bäckergesellen überreden, die Strafe für ihn abzusitzen. Als dieser im Gefängnis starb, wurde der Meister für tot gehalten. König Friedrich Wilhelm IV. hörte von dieser Geschichte und begnadigte den Bäcker. All das trug sich in Berlin zu. In Düsseldorf nun schrieb Hans Müller-Schlösser ein Theaterstück und verlegte die dramatische Geschichte kurzerhand nach Düsseldorf in die Zeit der französischen Besatzung. Aus dem Bäcker machte er einen Schneider – und schon war Schneider Wibbel geboren. Auch Heinrich Heine hatte einen Schneider namens Kilian in seinem Buch "Der Grand" erwähnt – wahrscheinlich stand der Schneider Pate bei Müller-Schlösser. Der wurde nun nicht wegen einer Messerstecherei wie sein Berliner Vorbild, sondern wegen der Beleidigung von Napoleon verurteilt. In seinem Stück kehrt der für tot erklärte Schneider als sein Zwillingsbruder zurück und konnte den legendären Satz "Wat bin ich ne schöne Leich'" sagen. Nach Schneider Wibbel wurde eine Gasse benannt.

(RP)
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