Düsseldorf-Lexikon: Senf – eine scharfe Sache

Der Düsseldorfer gibt ja gern seinen Senf zu allem. Aber an die Wurst tut er sich lieber Mostert. Aufs Käsebrötchen auch. An die Frikadelle sowieso. Und ans Sol-Ei. Und an die Blutwurst (wir sagen Bloodwohsch). Und ein Düsseldorfer Senfrostbraten geht gar nicht ohne. Erstaunlich ist, dass die Düsseldorfer dem Amsterdamer Van Gogh Museum bis heute das "Stillleben mit Steingut, Flaschen und Schachtel" noch nicht abgekauft haben. Es zeigt nämlich ein Pöttchen "aechte Duesseldorfer Mosterd" mit den Initialen ABB von Adam Bernhard Bergrath, dessen Vorfahren 1726 in Düsseldorf mit der Senfherstellung begannen. Die Kölner versuchten sich bald an Kopien. Das Zeug war billig und erwartungsgemäß ungenießbar. Inzwischen haben die Düsseldorfer Löwensenf-Hersteller einen Laden in Köln aufgemacht, wo sie den Nachbarn auf Wunsch sogar eine Senfsorte mit Kölsch drin verkaufen. Da denkt sich allerdings jeder Düsseldorfer: Baah! Wä kütt bloß op so'ne Enfall?

Jedenfalls, die Marke ABB und das Mostertpöttchen gibt es bis heute, der Löwensenf extra ist allerdings längst der berühmtere – und in Wahrheit der beste Dijon-Senf, den es gibt. Das Rezept für diesen hellen, sehr feinen Senf brachten Otto und Frieda Frenzel 1920 aus Lothringen mit. Inzwischen sind die Sorten fast unüberschaubar, den besten Überblick bekommt man im Senfladen an der Bergerstraße. Nur eins hat sich nicht geändert: Senf wird genau wie Altbier gezapft – und schmeckt am allerbesten, wenn er ganz frisch ist.

(RP)
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