Düsseldorf Ehe-Begriff nicht aufweichen

Düsseldorf · Erzbischof Heiner Koch wird im Herbst an der Synode in Rom teilnehmen.

Dieser Rom-Aufenthalt war gänzlich unproblematisch: als der neue Berliner Erzbischof Heiner Koch kürzlich im Petersdom von Papst Franziskus das sogenannte Pallium empfing, den weißen Schulterumhang aus Lammwolle, der mit sechs schwarzen Kreuzen bestickt ist. Wobei zwei weitere deutsche Erzbischöfe mit Kölner Herkunft mit ihm diese Ehre teilten: Rainer Maria Kardinal Woelki sowie der neue Hamburger Erzbischof Stefan Heße.

So versöhnt werden künftige Rom-Reisen von Koch wohl kaum sein. Denn als einer von nur drei deutschen Bischöfen wird er Anfang Oktober an der großen zweiten Bischofssynode teilnehmen. Über drei Wochen soll dort über Ehe und Familie, Sexualität und Sakramente nachgedacht werden - mit dem Ziel, dem gespannten Gottesvolk möglichst konkrete Ergebnisse zu nennen. Schon jetzt wird orakelt, dass sich am Erfolg der Synode auch der Erfolg des Pontifikats entscheiden könnte.

Der Druck ist groß, der Erfolg aber keineswegs gewiss. Zumal seit der ersten Synode im vergangenen Jahr nach den Worten Kochs in der Entwicklung der Themen "nicht schrecklich viel passiert" ist. Zudem herrscht in vielen Ländern ein sehr unterschiedliches Verständnis etwa von Sexualität. In Deutschland hat sich die Debatte über die Zukunft der Familie zuletzt vor allem an der sogenannten Homo-Ehe entzündet. "Natürlich kann ich den Begriff der Ehe so erweitern, dass er alles umfasst", sagt Koch. Das gehe dann so weit, dass man über die Ehe überhaupt nicht mehr diskutieren könne, weil nach den Worten Kochs der Begriff derart undifferenziert behandelt und damit ausgehöhlt wurde. Für ihn bedeutet Ehe - ungeachtet der gesellschaftlichen Entwicklung - nach wie vor das, was im Schöpfungsbericht steht: eine Beziehung zwischen Mann und Frau. "Die Welt lebt von der Unterscheidung, dass ein Mann und eine Frau Vater und Mutter werden und sein können", so Koch im Gespräch mit unserer Zeitung. Nach seinen Worten sei die größte Freiheit des Menschen jene Entscheidung, mit einem anderen Menschen für immer zusammenleben zu wollen, in guten wie in schlechten Zeiten. Das wiederum sei keine Kritik an der Buntheit und Vielfalt des Lebens, sagt der 61-Jährige gebürtige Düsseldorfer. "Ich verstehe bloß nicht, warum klare Begriffe gegen andere Möglichkeiten des Lebens ausgespielt und als diskriminierend bezeichnet werden", so Koch.

Die Ehe an der Schnittstelle von Sakrament und staatlicher Institution zeige auch, "dass für viele Menschen gar nicht mehr klar ist, was Christsein bedeutet". Allerdings hätten die Kirchen das Problem, mit ihrer bisherigen Sprache die Menschen mit ihrer Botschaft kaum noch zu erreichen. Ein Aufbruch ist also gefragt, den Koch zunächst konkret vollziehen wird: von Dresden nach Berlin, seiner baldigen Wirkungsstätte. Und weil es in der Hauptstadt kein richtiges Bischofshaus gibt, wird er voraussichtlich ein leerstehendes Pfarrhaus in Lichtenfelde beziehen.

(RP)
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