Düsseldorf Ein bisschen Frieden mit Cat Stevens

Düsseldorf · Am Anfang der Reise ist man schon etwas genervt - von all dem Guten, das wir von der Welt erwarten dürfen und vor allem ihr geben können. Höchstwahrscheinlich sind in keinem Konzert je so oft Frieden und Liebe und Liebe zum Frieden besungen worden. Irgendwann aber kommt die Zeit, da macht man es sich bequem im "Peace Train"; es wird freundlich und redlich, heiter und stimmungsvoll. Und am Ende ist es dann doch noch ein schönes Konzert mit Cat Stevens in der ausverkauften Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle.

Dabei gibt es Cat Stevens im Grunde gar nicht mehr, nachdem er Ende der 70er Jahre nach vielen Sinn- und Glaubenssuchen endlich beim Islam angekommen war und sich fortan Yusuf Islam nannte. Das schien im übrigen auch das Ende seiner Musik zu sein. Er verkaufte seine Gitarren und gründete stattdessen Koranschulen. Bis nach der soundsovielten Best-of-Einspielung vor acht Jahren mit "An Other Cup" überraschend ein neues Album erschien - von Yusuf. Zur aktuellen Peace-Train legte Yusuf mit "Tell'em I'm Gone" auch ohne imponierende Blues-Stimme ein bluesiges Album vor inklusive etlicher Verbeugungen vor Jimmy Reed und Bo Diddley, den Beatles und den Animals. Cat Stevens ist als Cat Stevens wieder zurückgekehrt sowie mit Yusuf als seinem ständigen Begleiter und stillen Rechtfertiger. Denn richtig toll findet die muslimische Gemeinde seine Popkonzerte nach wie vor nicht.

Doch der Friedens-Zug ist nicht zu stoppen, fährt unbeirrt weiter und ist nun in die letzte Station der Europareise eingefahren - das ist Düsseldorf. Passend dazu die alberne Kulisse einer leicht heruntergekommenen Bahnstation aus dem Wilden Westen, mit Windrad, Wassertank, schiefen Fensterläden. Und neben den Gleisen steht sogar ein Ortsschild; darauf ist "Düsseldorf" zu lesen.

Das ist alles so wie eine nicht sehr originelle Kulisse zu einem Dickens-Musical. Und ähnlich routiniert beginnt der Sänger auch, der seine Band links und rechts hinter Zäunchen und Kistchen platziert hat. Wir hören "I love my dog" und "Here Comes My Baby" aus den Sechzigern und "All You need Is love" von den Beatles; zu "Morning Has Broken" färbt sich der Bühnenhimmel erbarmungslos rot und zu "Take This Hammer" der Applaus seiner Fans schon ein wenig grau. Doch mit seinem Hit "If You Want to Sing Out, Sing Out" aus "Harold and Maude" gibt er uns ein paar Zeilen mit in die Pause. "And If You Want To Be Free, Be Free" summt mancher bei Bockwurst und warmem Plastikbecherbier in der Vorhalle.

Die Pause tut Cat Stevens gut; Yusuf scheint sich ohnehin schon zur Ruhe begeben zu haben. Er entschuldigt sich jetzt für die nicht so glanzvolle Gegenwart ("sorry, another new song") und entdeckt die Leidenschaft fürs legendäre Alte: "Don't Let Me Be Misunderstood", "Another Saturday Night", "Peace Train" und "Father And Son" beatmen die Musikgeschichte, bringen den Zug ins Rollen. Der graubärtige 66-Jährige hat jetzt einfach Spaß am Pathos seiner Lieder, und weil die Menschen in der Halle auch wegen solcher Heldengeschichten gekommen sind, bejubeln sie ihn und sich und das Leben, das mit der warmen und immer noch so erstaunlich hellen Stimme gleich etwas leichter und luftiger erscheint.

Cat Stevens ist kein Missionar oder Guru. Nur ein freundlicher Reisender mit Gitarre, der die aus halb Deutschland sogar mit Wohnwagen Angereisten nach schönen zwei Stunden auf die Rückreise schickt. Aber erst einmal in den doofen Parkplatzstau hinein mit dem Lied auf den Lippen: "And If You Want To Be Free, Be Free".

(RP)
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