Düsseldorf Ein Raum verliert seine Blätter

Düsseldorf · Die Neusser Künstlerin Katharina Hinsberg hat in Düsseldorf eine interaktive Installation errichtet.

Wo sich der Begriff "interaktiv" breitmacht, denkt man an Fernsehprogramme, die man vom heimischen PC aus beeinflussen kann, oder allgemein an einen Rollenwechsel zwischen Sender und Empfänger, aber bestimmt nicht an eine Installation, wie die Neusser Künstlerin Katharina Hinsberg sie jetzt für die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf geschaffen hat. Doch auch ein Raum, der mit quadratischen Blättern aus Seidenpapier ausgekleidet ist, kann sich als interaktiv erweisen - wenn die Besucher mitspielen. Dazu brauchen sie kein technisches Verständnis, sondern nur ein gutes Auge und ein wenig Disziplin.

Und dies sind die Spielregeln: Unter jedem Blatt Papier befinden sich jeweils weitere 27 Blätter mit anderen Farben. Die Besucher dürfen nun mit Hilfe einer Stange und unter Aufsicht des Wachpersonals bis zu einer bestimmten Schicht Blätter abtragen und dadurch an den Wänden ein neues Muster schaffen. Am Ende wird die nackte, weiße Wand zum Vorschein kommen, doch bis dahin wird schon das Jahr 2015 angebrochen sein.

Zurzeit mäandert noch eine schwarze Schlange durch den langgestreckten, rechteckigen Raum. Die nächste Farbe, die ins Spiel kommt, ist Türkis. Katharina Hinsberg versichert zwar, dass sie auf die Veränderungen an den Wänden nicht reagieren werde; sie behält sich jedoch die Möglichkeit vor, "mit Besucherstatus" ebenfalls zum Stab zu greifen und das eine oder andere Stück Seidenpapier abzunehmen.

Die Künstlerin will die Farbschichten als Möglichkeiten begriffen wissen. Nicht nur die unterschiedlichen Farben sind in dieser Komposition die Variablen, sondern auch der Luftzug, der die Blätter flattern lässt. Das Ganze versteht sich als Labor, und man darf gespannt sein, wie sich das Experiment fortentwickelt: ob es bloß wilde Tapetenmuster hervorruft oder in glücklichen Perioden doch auch etwas, das die Bezeichnung Kunst verdient. Zur Belebung des Museums trägt das Spiel allemal bei.

Katharina Hinsberg (Jahrgang 1967) lebt und arbeitet auf der ehemaligen Raketenstation in Neuss-Hombroich, studierte in München, Dresden und Bordeaux und ist seit 2011 Professorin für konzeptuelle Malerei an der Hochschule der bildenden Künste Saar. "Feldern (Farben)" - so hat sie ihre Düsseldorfer Arbeit genannt: Das Feld wird zum Verb, sorgt für Bewegung - und macht auch ein bisschen Wind.

Ausstellung bis zum 11. Januar 2015 im K 20, Grabbeplatz, Düsseldorf; geöffnet Di.-Fr. 10-18, Sa./So. 11-18 Uhr

(RP)
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