Düsseldorf Ein Sommernachtstraum

Düsseldorf · Beim Open-Source-Festival auf der Galopprennbahn in Düsseldorf erlebten 6500 Fans die Band Hot Chip.

Es war schon dunkel und der Tag fast zu Ende, als die britische Elektropop-Band Hot Chip das Lied "I Feel Better" spielte. Am Himmel hinter der Bühne flackerte ein Licht, und man wusste nicht, ob das ein Stern war, ein Ufo oder die Lufthansa. Es war auch egal, denn die Menschen tanzten, manche umarmten einander, da war viel Zuneigung an diesem Ort, und Alexis Taylor, der Mann mit der herrlichsten Jungsstimme der Welt, sang: "Nothing is wasted and life is worth living".

6500 Menschen erlebten das Open-Source-Festival in Düsseldorf, Besucherrekord, rund 1000 mehr als im Vorjahr. Das Open Source ist die eleganteste Veranstaltung dieser Art, es findet auf der Galopprennbahn in Grafenberg statt, da sind die Hecken akkurat gestutzt, das Gras ist grüner als anderswo und die Tribüne weiß wie Schnee. Die Gäste sehen verflixt gut aus, sie tragen Kleider, Lippenstift und Sonnenbrillen mit herzförmigen Gläsern. Barfuß geht man hier nur, wenn man sich die Nägel lackiert hat, und statt Currywurst und Schokoriegel isst man marokkanisches Pfannenbrot mit Lemon Turkey und danach einen Frozen Yogurt.

Get Well Soon waren da und Oiro, die beste Punkband der Gegenwart. Stabil Elite spielte ein schönes Konzert mit Synthesizer und Saxofon, mancher groovte mit geschlossenen Augen zur Musik, und wer sie doch mal öffnete, sah möglicherweise das Mädchen, auf deren T-Shirt der Spruch "Ein Herz für Tinder" stand. Es ist die Atmosphäre, die dieses Festival so besonders macht, das Entspannte, Lässige.

Man fühlt sich in so einem Ambiente ja gleich ganz anders, ein bisschen wie in einer 80er-Jahre-Vorabend-Serie. Und wenn man den Standort wechselte und den Platz erreichte, wo die Musik der drei Bühnen sich traf, wo die Soundwellen dreier Bands sich vereinigten, war das, als wäre man unter Wasser: Stereo total.

Das Publikum ist gar nicht auf ein Alter festzulegen. Es gab diejenigen, die den Ratinger Hof noch in der großen Zeit von innen gesehen haben, und wenn sie über das Gelände schritten, um zu schauen, wer noch so da ist, mussten sie manchmal abrupt stoppen, weil das vor ihnen gehende Paar von Anfang 20 plötzlich anhielt, um sich jetzt rasch mal zu küssen. Auch Familien waren da, sie hatten Picknickdecken ausgerollt wie im Urlaub.

"Wir träumen uns an die Copacabana", rief irgendwann der Sänger der sehr gut losrockenden Gruppe Bilderbuch, und weil er Österreicher ist, hörte es sich so an: "Kohpakappahna". Das Lied, das dann folgte, heißt "Barry Manilow" und handelt von weißen Stränden. Am Ende trugen denn auch viele die Hitze des Sonnentages in den geröteten Wangen, einige hatten sich Silberflitter ins Gesicht geschminkt, es flog Konfetti, und das letzte Lied war "Dancing In The Dark" von Hot Chip.

"I come home in the morning", heißt es darin. Toller Tag.

(hols)
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