New York Eine Bratsche von Stradivari soll 45 Millionen Dollar kosten
New York · Ein Rekord ist nicht genug – und falls ein neuer zustande kommt, wäre das teuerste Musikinstrument der Welt nicht mehr lächerliche 14 Millionen Euro wert, sondern drei Mal so viel. Die Auktionshäuser Sotheby's und Ingles & Hayday haben den vorderhand abstrus scheinenden Preis von 45 Millionen Dollar ins Gespräch gebracht – so viel soll eine Bratsche aus der Manufaktur des großen Antonio Stradivari (1648–1737) bringen. Ist das noch realistisch?
Ja, ist es. Von den Bratschen, die Stradivari in seinem Leben verfertigt hat, sind heute nur noch zehn Stück vorhanden. Umso ungewöhnlicher ist es, wenn eine davon zum Kauf angeboten wird. Bei dem Instrument handelt es sich um die 1719, während der Goldenen Periode des italienischen Meisters gebaute "Macdonald"-Stradivarius. Ihren Namen hat sie von Godfrey Bosville, dem dritten Baron Macdonald, der sie 1820 erworben hatte. 1964 übernahm sie Peter Schidlof, der wunderbare Bratscher des Amadeus-Quartetts. Er starb 1987. Wer die alten Platten des Ensembles herauskramt und genau hinhört, kann eine "Strad" aus Schidlofs Tönen mit all ihren Vorzügen identifizieren: Vollmundig klingt sie, edel, warmherzig, süß, sinnlich, aber auch kratzig, wenn's erforderlich ist.
Die Bratsche wurde soeben dem Publikum in New York präsentiert; am Freitag kann sie in Hong Kong begutachtet werden. Am 15. April gibt es in Paris eine Medienpräsentation. Würde die Preisvorstellung der Auktionäre von 45 Millionen Dollar Realität, dann würde, wie gesagt, die Viola ein Vielfaches des bisher höchsten Erlöses für ein Instrument erzielen. Den gegenwärtigen Rekord hält die "Lady Blunt"-Stradivari, die 2011 für 14 Millionen Franken den Besitzer wechselte.
Sollte die "Macdonald" für diesen Preis zugeschlagen werden, würde ihr Besitzer, sofern er ein Verhältnis zur live erklingenden Musik hat, seines Lebens nicht mehr froh. Will er aber wohl auch gar nicht – sie ist eine Kapitalanlage erster Güte. Hoffentlich steckt er sie nicht ihn einen Tresor. Dort geht eine "Strad" ein.
