Eine Liebeserklärung an Sizilien

Dieses neue Sizilienbuch ist keine weitere Auflistung von Sehenswürdigkeiten. Im Gegenteil, es beginnt mit Hässlichem: "Müll, überall Müll. In und außerhalb der Stadt stinkt er als Bordsteinmöräne die Straßen entlang", heißt es beispielsweise über Palermo. Und doch wird aus den Begegnungen in der Hauptstadt und dem, was in zahlreichen weiteren Orten das aktuelle Leben der Bewohner bestimmt, eine Liebeserklärung an die Insel.

Der Journalist Andreas Rossmann hat zwischen 2013 und 2016 insgesamt sieben Reisen auf die große Mittelmeerinsel unternommen und über seine Erlebnisse ein "sizilianisches Tagebuch" geführt. Illustriert wird der Softcover-Band mit wunderbaren Schwarzweiß-Fotos von Barbara Klemm.

Schon der Titel des Buchs verweigert sich dem Tourismus-Klischee: "Mit dem Rücken zum Meer". Die Insel sei in ihrer Art und in ihrem Leben ganz nach innen gewandt, meint der Autor. Sprachkundig und mit einem eindrucksvollen Kulturwissen ausgestattet, begab er sich auf Umwege in die Insel-Wirklichkeit. Er traf auf einen Restaurantbesitzer, der einst in Deutschland einen Porsche kaufen wollte und stattdessen sein Geld in Baden-Baden verspielte. Auf Bürgermeister aussterbender Bergdörfer, wo man für einen Euro ein ganzes Haus kaufen kann. Vor allem aber auf Menschen, deren Schicksal mit der Mafia verbunden ist. Man staunt, wie offen die Sizilianer mit diesem Thema umgehen. "Sizilien ist ein so reiches, fruchtbares Land, aber die Sizilianer kriegen es nicht gebacken", erklärte dem Autor ein Mann, der einst nach Deutschland auswanderte und jetzt wieder in seiner Heimat lebt.

Nach der Lektüre der vielfältigen Impressionen dieses ungewöhnlichen Inselführers will man sich selbst auf die Reise machen: einmal, zweimal, und dann immer wieder. In etwa so, wie Andreas Rossmann es getan hat.

(RP)
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