"No Turning Back" auf DVD Elektrisierendes Kammerspiel

Tom Hardy liefert in "No Turning Back" eine überragende One-Man-Show ab.

 Tom Hardy spielt im Thriller-Drama "No Turning Back" die Hauptrolle.

Tom Hardy spielt im Thriller-Drama "No Turning Back" die Hauptrolle.

Foto: dpa, mjh sab

Es gibt Filme, die es aufgrund ihrer minimalen Handlung kaum schaffen, den Zuschauer vorab zu fesseln. "Panic Room", "All is lost" oder "Gravity" gehören unter anderem in diese Kategorie. Zumeist steckt aber deutlich mehr dahinter. So entpuppen sich diese farblos erscheinenden Werke als wahre Filmjuwele, die dank ihrer Alleinstellungsmerkmale nicht in der grauen Masse Hollywoods untergehen. Ähnlich verhält es sich mit "No Turning Back".

Die Handlung: 85 Minuten lang beobachtet der Zuschauer eine verzweifelte Person in einem Auto. Neben vereinzelten Telefonaten geschieht sonst nichts - und eigentlich doch viel mehr. Ivan Locke, von Tom Hardy ("Inception", "Batman") verkörpert, steht vor seinem wichtigsten Tag in seiner Karriere als Bauingenieur. Aber es verläuft nichts nach Plan, der perfekt durchorganisierte Locke gibt all seine Aufgaben aus heiterem Himmel an seinen überforderten Assistenten ab. Seiner Familie erklärt er, dass er nicht nach Hause komme. Der Grund ist denkbar banal: Der fehlerfrei wirkende Ingenieur ist volltrunken fremdgegangen, die "Affäre" will das daraus resultierende Kind behalten - und der gutmütige Locke will sie nicht mit der Aufgabe alleine lassen. Und so ist er nun auf dem Weg zu der Geburt seines Kindes.

Der Brite Steven Knight legt in seinem zweiten Film als Regisseur sein volles Vertrauen in Hollywood-Star Hardy. Das gesamte Werk steht und fällt mit dessen Leistung bei dem Kammerspiel. Das Experiment geht gut: Hardy schafft es, den Zuschauer über fast anderthalb Stunden mit seiner atemberaubenden Vorstellung zu faszinieren. Locke führt in dieser Zeit mehr als ein Dutzend Telefonate und ist der Ruhepol in dem von ihm verursachten Chaos. Wenn es dann in der Stille des Autos auf einmal aus ihm herausbricht, er verzweifelt gegen das Lenkrad schlägt, sitzt der Schreck beim Betrachter tief.

Emotionen trägt Hardy nicht zur Schau, er präsentiert einen innerlich zerrissenen Ehemann und Vater, der sich dafür hasst, was er getan hat, und gleichermaßen damit leben will und muss. Regisseur Knight agiert subtil, er verzichtet größtenteils auf herausstechende Stilmittel. Obwohl oder gerade weil sich "No Turning Back" nicht mit einer für Locke lebensgefährlichen, sondern alltäglich anmutenden Situation beschäftigt, wirkt das Werk so real und entfacht somit eine große emotionale Sogwirkung.

Und wenn Locke letztlich am Krankenhaus ankommt, weiß man, dass viel mehr hinter "No Turning Back" steckt, als man aus der Handlung glaubt, erahnen zu können.

Info "No Turning Back" ist ab dem 23. Oktober als DVD und Blu-ray (Studiocanal) erhältlich.

(RP)
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