Mönchengladbach Fabelhaftes Konzert von Elton John

Mönchengladbach · Im Hockeypark in Mönchengladbach kommen Künstler anders auf die Bühne als in ähnlich großen Arenen. Sie treten bescheidener auf, sympathischer, ohne große Inszenierung. Vielleicht spüren sie die Sympathie vor der Bühne, womöglich rührt sie die familiäre Atmosphäre - jedenfalls ging es Sir Elton John nun ebenso.

Sir Elton John 2014 im Hockeypark
17 Bilder

Sir Elton John 2014 im Hockeypark

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Er schritt gebeugt an den Bühnenrand, warf die Arme in die Luft, freute sich sehr charmant über den Applaus und setzte sich an den Flügel. Dann spielte er eine zehn Minuten lange Version von "Funeral For A Friend / Love Lies Bleeding", die so unfassbar toll war, dass man jeden der rund 10 000 Besucher persönlich beglückwünschen wollte für die tolle Idee, hergekommen zu sein.

Wer vergessen hatte, wie gut Elton John ist und wer je daran gezweifelt hat, dass er durchaus cool sein kann, der wurde in diesem Konzert eines Besseren belehrt. Der 67-Jährige brachte in der ersten Stunde nahezu ausschließlich Stücke von seinen frühen Alben, von "Madman Across The Water" (1971) etwa und "Goodbye Yellow Brick Road" (1973) mit seinem wunderbaren Titelsong. Diese Platten werden ja gerade von einer jungen Generation von Hörern wiederentdeckt, und Elton John sagte, dass er darauf ziemlich stolz sei. Als man "Tiny Dancer" wiederhörte, hätte man ihm gern bestätigt, dass er dazu tatsächlich alles Recht habe. Er verneigte sich dann noch vor seinem Idol Leon Russell und sang "Hey Ahab" vom großartigen gemeinsamen Album "The Union" aus dem Jahr 2010.

Elton John trug eine stahlblaue Brille und die dazu passende Paillettenjacke. Er wurde von fünf Musikern unterstützt, und wie gut aufgelegt die Band war, merkte man daran, dass sie bei "Candle In The Wind" einen Song aus den versteinerten Kitschkrusten schlugen, der glänzte, vor Frische strotzte und den man neu zu begreifen glaubte.

Im zweiten Teil des Abends ließ Elton John Hits von der Bühne, Gassenhauer wie "Your Song", "I Guess That's Why They Call It The Blues" und "Sorry Seems To Be The Hardest Word". Männer, die bloß mitgekommen waren, wurden von ihren Frauen in die Seite gestupst und mussten schmunzeln. Und Söhne, die das alles eigentlich nur aus Sympathie zur Mama mitmachten, fragten plötzlich interessiert, wie denn dieses Lied heiße. Es heißt "Saturday Night's Alright For Fighting".

Gegen 20.45 Uhr fotografierten viele Fans den Sonnenuntergang rechts von der Bühne, und weil Elton John Humor hat, spielte er "Don't Let The Sun Go Down On Me". Nach jedem Song erhob er sich von seinem Hocker, steckte die Zunge zwischen die Zähne und drückte die Fäuste in den Himmel. Spätestens bei "I'm Still Standing" war der Raum zwischen Bühne und erster Stuhlreihe voll mit Tanzenden.

Ein fabelhafter Konzertabend. Wäre das letzte Lied nach mehr als zwei Stunden nicht "Crocodile Rock" gewesen, man hätte auf dem Heimweg "Someone Saved My Life Tonight" vor sich hin gesummt.

(RP)
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