Unter dem Tschador lauert ein iranischer Vampir

Sie sieht verletzlich aus, Sheila Vand, das Mädchen mit dem Tschador, das da einsam durch eine iranische Fantasiestadt zieht. Auf dunklen Parkplätzen, an menschenleeren Straßen treibt sie sich herum. Doch die Furcht des Zuschauers ist unbegründet. Die Frau mit dem Umhang hat ihre Waffen immer dabei. Sie hat sie im Körper, zwei lange Zähne, mit denen sie Menschen in den Hals beißt, um ihren Blutdurst zu stillen - und die übelsten Schurken aus dem Weg zu räumen.

 Sheila Vand als Vampirmädchen in "A Girl Walks Home Alone At Night".

Sheila Vand als Vampirmädchen in "A Girl Walks Home Alone At Night".

Foto: dpa, mbk

Die Exil-Iranerin Ana Lily Amirpour legt mit "A Girl Walks Home Alone At Night" ihren ersten Langfilm vor, den sie selbst als "ersten iranischen Vampir-Spaghetti-Western" bezeichnet. In der Tat spielt die junge Regisseurin raffiniert und humorvoll mit Genre-Klischees, lässt einen iranischen James Dean durch die Noire-Kulisse eines verfremdeten Teheran irren. Arash ist auf der Suche nach seinem Auto, einem 50er Jahre-Sportwagen, den ihm ein Drogendealer weggenommen hat. Arashs Vater ist süchtig, er sitzt daheim mit glasigen Augen auf einer Matratze und hat Schulden angehäuft. Nun soll der Sohn büßen. Doch er begegnet dem Mädchen mit dem Tschador, das zwar blutrünstig ist, aber durchaus auch romantisch veranlagt. Und James Dean Arash gefällt ihr. Gefällt ihr sogar sehr.

Amirpours Horrorfilm besticht durch kunstvolle Bilder und provoziert durch die Verkehrung von Klischees: Unter dem Tschador steckt eine selbstbewusste Frau, vor der sich Männer fürchten sollten.

(RP)
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