"The Walking Dead" auf DVD Apokalypse für das Heimkino

Düsseldorf · Die amerikanische Serie "The Walking Dead" gehört zu den großartigsten Fernsehproduktionen der vergangenen Jahre. Erzählt wird die Geschichte eines Polizisten, der zu den wenigen Überlebenden einer weltweiten Epidemie gehört. Die Regie führte Frank Darabont ("Die Verurteilten").

Bilder aus der Serie "The Walking Dead"
8 Bilder

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Die erste Folge dieser Serie gehört zum Spannendsten, was das Fernsehen je gesendet hat. Ein Polizist steigt aus seinem Auto, er braucht Benzin. Er geht ein paar Schritte, und er findet leere Fahrzeuge, tote Menschen, eine verlassene Welt.

Man hört nichts in diesen gedehnten Minuten, da ist keine Musik, nicht das Geräusch des Einatmens oder von Schritten. Der Polizist sieht unter einem verlassenen Auto nach, ob es dort Benzin zu holen gibt, er hockt also, als Kinderfüße in rosa Hausschuhen vorbeischlurfen. Er steht auf, ganz allmählich, er ruft das Mädchen, es dreht sich um, langsam, und es ist das Grauen.

Der Name Darabont bürgt für Qualität

"The Walking Dead" heißt die Serie, deren zweite Staffel soeben in den USA vom Sender AMC ausgestrahlt wurde — jener Anstalt, die bereits "Mad Men" und "Breaking Bad" produziert hat. Die Einschaltquote war hoch, neun Millionen sahen zu, und damit ist "The Walking Dead" eines der erfolgreichsten Produkte im amerikanischen Kabelfernsehen.

Zugrunde liegt den Episoden die gleichnamige Comicreihe, und Regisseur Frank Darabont war von ihr so angetan, dass er sich die Rechte daran sichern ließ. Der Name Darabont bürgt denn auch für die Qualität dieser Serie. Der 53-Jährige gilt als Spezialist für das Abgründige, seine Verfilmungen der Stephen-King-Vorlagen "Die Verurteilten" (1994) und "The Green Mile" (1999) sind Klassiker, und "Die Verurteilten" landet bei Umfragen, die nach dem besten Film aller Zeiten suchen, stets auf den vorderen Plätzen.

In "The Walking Dead" wagt sich Darabont nun einen Schritt weiter vor, die Serie ist ein Zombie-Film, das Genre hat ja derzeit Konjunktur, und Darabont inszeniert auf höchstem Niveau — "bemerkenswert gut und durchaus elegant", wie die "New York Times" über die Erstausstrahlung schrieb.

Ein Kratzer genügt

Die Handlung spielt in Amerika nach der Apokalypse, eine Epidemie hat den Großteil der Bevölkerung getötet. Der Polizist Rick Grimes überlebte in einem Krankenhaus, er lag im Koma. Nun wacht er auf und wandert durch eine wüste Landschaft, die beherrscht wird von Untoten. Sie sind gefährlich, vernichten alles Lebendige; ein Kratzer genügt, und der Verwundete wird einer von ihnen.

Grimes kämpft sich nach Atlanta vor. Er hat gehört, dass sich dort eine Gruppe Überlebender eingerichtet hat, und er hofft, dass unter ihnen seine Frau und der gemeinsame Sohn sind. Wie in Zombiefilmen üblich sind die schlaftrunken umherwandelnden Wesen nur Staffage.

Das Genre wurde von George A. Romero mit seinem Film "Nacht der lebenden Toten" 1968 populär gemacht, und damals schon wollte er seine Geschichte als soziale Metapher verstanden wissen. Romero bringt den gesellschaftlichen Bruch ins Bild, der sich seit Beginn des Krieges im Vietnam abzuzeichnen begann. Im Gegensatz zum übrigen Personal des Bösen, zum Vampir etwa oder dem Werwolf, sind Zombies ein Massenphänomen.

"Bei Romero sind die Zombies Vertreter einer depravierten, ausgegrenzten Klasse, die sich gegen ihre Unterdrücker erheben", schreiben Markus Metz und Georg Seeßlen in ihrem Buch "Wir Untote!". Mit anderen Worten: Das globale Subproletariat steht auf, und erst wenn der Mensch seinen Frieden mit ihm gemacht hat, kann er sich dem Aufbau einer neuen Ordnung widmen.

Wie lebt man mit ihnen?

Das Interessante am Zombiefilm und also auch an "The Walking Dead" ist, dass er Erzählweisen mischt, sich im Thriller, beim Kriegsfilm, Western und in der Gesellschaftssatire bedient. Es gibt keinen Helden wie im Katastrophenfilm, und die Frage lautet nicht, wie man die Untoten wieder los wird, sondern — viel interessanter: Wie lebt man mit ihnen?

Das sind Themen, die das Kino seit ein paar Jahren verstärkt aufgreift: Wie geht es weiter, wenn die Welt lebensfeindlich geworden ist oder wenn man eines Tages als letzter Mensch auf Erden erwacht? "28 Days Later" (2002) und "I Am Legend" (2007) sind ältere Beispiel, "Die Wand" und "Hell" von 2011 jüngere.

Es geht um die Integration des Untodes ins Leben, in medizinischtechnischer Hinsicht ebenso wie im Bereich der Fiktion. Die Welt, die wir kennen, gibt es nicht mehr, nun muss der Einzelne das Leben ohne Internet und Kabelfernsehen selbst in die Hand nehmen.

,Vom Winde verweht' unter Zombies

Auf einem Werbezettel für die Comic-Vorlage, der der DVD von "The Walking Dead" beiliegt, heißt es: "Die Welt des Kommerzes und der Dekadenz ist einer Welt der Verantwortung und des Überlebens gewichen."

Die "Los Angeles Times" bezeichnete die Serie in ihrer Besprechung als ",Vom Winde verweht' unter Zombies", und so schräg das klingen mag, es trifft auf diese ausgewaschenen Bilder tatsächlich zu: Im Kern ist das ein Familiendrama.

Rick Grimes sucht seine Angehörigen, und als er sie findet, muss er um die Liebe kämpfen. Seine Frau liebt nun einen Kollegen von Rick — sie dachte, der Ehemann sei tot. So ist denn diese Serie bei aller Drastik kunstvoll inszeniert. Im Zombiefilm gibt es keine Auflösung wie im klassischen Horrorfilm, wenn die Bestie besiegt ist. Er funktioniert nach dem Prinzip der Verzögerung.

Man kann die Weltkatastrophe nicht aufhalten und den eigenen Tod ebenso wenig. Aber man kann beides hinauszögern, und die Herausforderung ist, den Aufschub lebenswert zu machen. Insofern kann man auch "The Walking Dead" als Gleichnis sehen.

(csr)
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