Das "Bourne Vermächtnis" kommt ins Kino Bei Jason Bourne wird alles anders

Berlin · Im vierten Teil der Superagentenfilme um Jason-Bourne löst sich alles Vertraute in Luft auf. Hauptfigur, Regie, Tempo, Handlungsstrang - alles neu. Statt Matt Damon steht nun Jeremy Renner im Zentrum der Geschichte. Das Studio wagt gewissermaßen einen Bourne-Film ohne Jason Bourne.

Szenenbilder aus "Das Bourne Vermächtnis"
15 Bilder

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Vielleicht hatte Matt Damon nach drei "Bourne"-Filmen einfach keine Lust mehr auf ein weiteres Sequel. Oder er ist tatsächlich seinem Stamm-Regisseur Paul Greengrass in nibelungenhafter Treue verbunden. Nachdem man sich mit Tony Gilroy, dem Drehbuchautoren der Action-Reihe, überworfen hatte, stand man in den Universal-Studios vor einem Problem. Damon gab es nur im Doppelpack mit Greengrass. Eine kommerziell so erfolgreiche Marke aber einfach aufzugeben, kam nicht in Frage. Also setzte man voll auf Risiko und überantwortete Gilroy auch gleich noch die Regie.

Die Story von "Das Bourne Vermächtnis" spielt fast zeitgleich zum vorangegangenen Sequel. Während dort der Ex-Regierungskiller Bourne seine wahre Identität zu enthüllen beginnt, befürchtet die National Research Array Group des Verteidigungsministeriums den medialen Super-GAU.

Deren geheimes Outcome-Programm, bei dem Agenten durch Genveränderung und biochemische Medikamente geradezu übermenschliche Fähigkeiten erhalten, droht im Zuge der Bourne-Affäre ebenfalls an die Öffentlichkeit zu geraten. Colonel Eric Byer (Edward Norton) ordnet deshalb eiskalt die komplette Vernichtung aller Hinweise auf das Unternehmen an - inklusive der Liquidierung aller Agenten.

Auch Agent Nummer 5 soll ausgeschaltet werden. Doch Aaron Cross (Jeremy Renner) ist ein zäher Bursche. Zum Einstieg in die neue "Bourne"-Ära präsentiert Gilroy ihn als hartgesottenen, wortkargen Kerl, der in der Wildnis Alaskas ein Survival-Trainingsprogramm für Fortgeschrittene absolviert, bei dem der Marsch übers Hochgebirge und der Zweikampf mit einem Rudel Wölfe noch zu den einfachen Aufgaben zählen.

Gilroy setzt auf Entschleunigung

Gilroy lässt sich erstaunlich viel Zeit, um seine neue Hauptfigur zu etablieren und die komplexe Verschwörungsgeschichte zu entwirren.
Wo Greengrass mit jedem "Bourne"-Film Tempo, Action und Martial-Art-Kampfkunst noch zu steigern wusste, entgeht Gilroy einem direkten Vergleich und reagiert zunächst mit einer bewussten Entschleunigung.

Erst allmählich nimmt der Film an Fahrt auf. Auch der Wissenschaftlerin Dr. Marta Shearing (Rachel Weisz), die in einem Geheimlabor in Maryland nur knapp den Kugeln eines Amokläufers entkommen ist, trachtet die CIA nach dem Leben. Gemeinsam mit Cross sucht sie in einer Pharmaziefabrik in Manila nach einem Ausweg. Mit wilden Hetzjagden über die Dächer und Verfolgungsjagden durch die Straßen der philippinischen Hauptstadt erfüllt Gilroy schließlich auch grundlegende Zuschauererwartungen an das Genre - für einen Blockbuster diesen Kalibers allerdings auf wenig originelle Weise.

Nach 135 Filmminuten hat sich Gilroy schließlich so weit vom Erbe Jason Bournes befreien können, ohne es verraten zu müssen. Konsequenterweise müsste beim nächsten, unausweichlichen Film der Reihe Bournes Name komplett aus dem Titel verschwinden. Wetten, dass darüber in der Führungsriege der Universial Studios bereits heftig diskutiert wird?

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"Das Bourne Vermächtnis"

USA 2012, 135 Minuten, FSK: 12

Regie Tony Gilroy

Darsteller: Jeremy Renner, Edward Norton, Rachel Weisz u.a.

Verleih: Universal Pictures

Kinostart: 13. September 2012

(APD)
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