Filmfestival in Berlin Die Höhepunkte der Berlinale 2016

Berlin · Die Berlinale 2016 wird am Donnerstag mit einer Produktion der Coen-Brüder eröffnet. Ein Ausblick auf zehn Tage Kino.

Die Berlinale sieht sich selbst als politisches Festival, und diesen Anspruch nehmen sie am Potsdamer Platz mitunter so ernst, dass es schon wieder lustig ist. In diesem Jahr steht im Wettbewerb um den besten Film ein Beitrag von den Philippinen; er heißt "Hele Sa Hiwagang Hapises", seine schwarzweißen Bilder erzählen von der Revolution, die zwischen 1896 und 1898 in Südostasien tobte, und sie tun es nahezu in Echtzeit.

Acht Stunden dauert der Film, es gibt eine einstündige Pause, und für den Fall, dass die Produktion tatsächlich gewinnt, hat man vorgesorgt: Bei der Preisgala am 20. Februar soll nun nicht unbedingt der Siegerfilm gezeigt werden wie sonst immer, sondern "ein Preisträgerfilm". Man will ja nicht erst um fünf am Morgen aus dem Kino kommen.

Am Donnerstag beginnt das wichtigste Filmfestival Deutschlands, und eröffnet wird es mit dem neuen Werk der Coen-Brüder: "Hail, Caesar!" Es geht um einen Studioboss im Hollywood der 50er Jahre, es wird wohl eine dieser überdrehten Coen-Komödien wie "Burn After Reading", und George Clooney, Scarlett Johansson und Tilda Swinton spielen mit.

Die Jury, die über diesen und all die anderen Filme zu befinden hat, wird angeführt von Meryl Streep, und sie bekommt nur einen deutschen Wettbewerbsbeitrag zu sehen: In "24 Wochen" spielte Julia Jentsch eine schwangere Frau, die weiß, dass ihr Kind schwer krank zur Welt kommen wird.

Deutsche Themen indes gibt es weitere: Hans Falladas Roman "Jeder stirbt für sich allein" aus dem Jahr 1947 wurde in englischer Übersetzung erst kürzlich von den Amerikanern entdeckt. Nun kommt der Stoff über die Verfilmung zurück nach Deutschland: Die Hauptrollen spielen Emma Thompson und Daniel Brühl.

Auch außerhalb des Wettbewerbs gibt es einige Ereignisse: Oscar-Preisträger Michael Moore stellte seine neue Dokumentation "Where To Invade Next" vor. Es gibt ein Forum für TV-Serien, wo etwa die zweite Staffel von "Better Call Saul" zu sehen sein wird und "Love, Nina", eine neue BBC-Serie mit Helena Bonham-Carter über eine Nanny, die in den 1980er Jahren vom Land nach London zieht. Drehbuch: Nick Hornby.

Stark liest sich, was in diesem Jahr an Dokumentation geboten wird, vor allem Künstlerbiografien werden erzählt. In "Wer ist Oda Jaune?" etwa nähert sich Kamilla Pfeffer der Witwe von Jörg Immendorff. Und die Berlinale wäre nicht die Berlinale, wenn sie keine aktuellen Bezüge herstellen würde. "Havarie" von Philip Scheffner basiert auf dem Smartphone-Filmchen eines Mannes, der seine Flucht dokumentiert hat.

Scheffner dehnt die paar Minuten Ausgangsmaterial auf anderthalb Stunden und unterlegt die Bilder mit den Geräuschen, die man auf dem Schlauchboot hörte. Für sein Lebenswerk wird der Kameramann Michael Ballhaus geehrt, der bei Fassbinder begann und in Hollywood für Martin Scorsese gearbeitet hat. Einige seiner Arbeiten wie "Good Fellas", "Die Farbe des Geldes" und die "Fabelhaften Baker Boys" werden neu aufgeführt.

(hols)
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