Filmfestival Berlinale soll Begeisterung für Filmkunst schüren

Berlin · Zu politischen Botschaften wollte sich die Berlinale-Jury bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt vor Beginn des Festivals zunächst nicht hinreißen lassen. Im Vordergrund sollen vielmehr die Filme stehen.

Berlinale 2017: Bilder vom Roten Teppich
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Bilder vom Roten Teppich der Berlinale 2017

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Foto: rtr, SZ

"Wir sind hier, um Filme zu sehen, möglichst unterschiedliche, kontroverse Werke. Aber vor allem wollen wir breiten Enthusiasmus für den Film entwickeln", sagte der Jury-Chef, der niederländische Regisseur Paul Verhoeven.

Der lässige 78-Jährige ist gerade mit seinem Film "Elle" mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle im Oscar-Rennen. Fragen danach schienen ihm zu schmeicheln und so gab er auch dazu bereitwillig Auskunft. Ob er sich in seine Hauptdarstellerinnen verliebe, wollte einer wissen. "Ich verliebe mich in das Talent meiner Darstellerinnen, in ihre Einzigartigkeit", antwortete Verhoeven, "also ja, ich bin in Isabelle Huppert verliebt".

Julia Jentsch ist nach ihrem eindringlichen Auftritt im vergangenen Jahr, als sie in "24 Wochen" bei der Berlinale zu erleben war, das einzige Jury-Mitglied aus Deutschland. In ihrer sympathisch zurückhaltenden Art beantwortete sie freundlich langweilige Fragen nach ihrer Ausbildung und den Rollenangeboten für Frauen. Und als Verhoeven auf eine verwurschtelte Frage nach seiner Angst vor dem technologischen Fortschritt knapp konterte: "Ich habe keine Angst", klopfte sie dem Jury-Chef munter auf die Schulter. Ein bisschen ist die Jury schon Familie.

Der bildende Künstler Olafur Eliasson nutzte eine andere verquere Frage, um zu erklären, was Kino ihm bedeutet. Der Film finde Sprache für Gefühle, die jeder kenne, aber nicht formulieren könne. "Darum habe ich oft das Gefühl, der Film schaue mich an. Ich fühle mich im Kino gesehen, erkannt, ich spüre, dass ich existiere", so Eliasson.

Politisch wurde es dann aber doch noch: Schließlich sind mit der Schauspielerin Maggie Gyllenhaal eine US-Amerikanerin und mit dem Regisseur und Schauspieler Diego Luna ein Mexikaner in der Jury. Ob er Fragen nach der geplanten Mauer von Donald Trump noch hören könne, wurde Luna gefragt. "Ich bin hier, um zu lernen, wie man Mauern niederreißt", antwortete dieser, sofort Darling der Jury. "Dieses Wissen werde ich dann mit nach Mexiko nehmen."

"Und in die USA", warf Maggie Gyllenhaal ein. Sie sei stolz, in diesen Zeiten als US-Amerikanerin bei einem internationalen Festival auftreten zu dürfen. "Ich bin hier, um der Welt zu sagen, dass es in meinem Land genug Menschen gibt, die bereit sind für Widerstand."

(dok)
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