Premiere von "Hail, Caesar!" George Clooney heitert die Berlinale auf

Berlin · Der Hollywood-Star eröffnet das Festival mit dem Film "Hail, Caesar!" und verwirrt eine polnische Journalistin.

Berlinale 2016: Eröffnung mit George Clooney und Amal auf dem roten Teppich
25 Bilder

George und Amal Clooney eröffnen die Berlinale 2016

25 Bilder
Foto: dpa, pg sab

Es ist alles wahr, was man über George Clooney in den bunten Blättern liest, er sieht wirklich so toll aus, und er ist echt so charmant, und als Mann wünscht man sich, dass man irgendwann auf genau dieselbe Weise ergraut wie der 54-Jährige: Seine Haare sind grundsätzlich dunkelgrau, an den Seiten aber etwas heller grau, und das ist schon sehr toll. Clooney ist mit seiner Gattin nach Berlin gereist, der Juristin Amal Alamuddin, und die muss ausnahmsweise nicht an den internationalen Gerichtshöfen für die Menschenrechte kämpfen, sondern darf sich erholen. So konnte sie also ihren Mann am Potsdamer Platz erleben. Er hörte einer polnischen Journalistin zu, die eine Frage stellen wollte, sich aber oft verhaspelte und einfach kein Fragezeichen setzen konnte. Clooney unterbrach sie irgendwann, lächelnd natürlich, und er sagte: "Kann es sein, dass Sie mit mir flirten?" Da lachten alle, und die Journalistin nickte.

So heiter war es selten

Selten gab es einen Eröffnungstag bei der Berlinale, der so heiter war wie dieser. Sie geben sich dort ja meist vergrübelt und zeigen am liebsten Filme mit politischem Bezug aus Ländern, in denen man noch nie gewesen ist. Aber sie umgeben sich eben auch gerne mit Stars, damit sie sich ein bisschen fühlen können wie die Konkurrenten in Cannes, wo immer die Sonne scheint und Schauspielerinnen keine Daunenmäntel tragen müssen, sondern Kleider mit Ausschnitt anhaben. Insofern war der Donnerstag ein guter Tag, denn Berlin leuchtete wie ein Sternenmeer, wenn man so will: Meryl Streep war gekommen, die als Jury-Präsidentin über die Vergabe der Bären mitentscheidet und also bis zur Schluss-Gala in zehn Tagen bleibt. Außerdem waren die Eisprinzessin Tilda Swinton da, Josh Brolin mit seinem mächtigen Unterkiefer, der All-American-Boy Channing Tatum und eben Clooney. Die letzgenannten präsentierten den Eröffnungsfilm des Wettbewerbs, allerdings außer Konkurrenz. "Hail, Caesar!" heißt er, und gedreht haben ihn die Brüder Joel und Ethan Coen - beide ebenfalls anwesend.

"Hail Caesar!" startet am kommenden Donnerstag offiziell in den deutschen Kinos, und das ist im Grunde eine Sketchparade, hochkomisch und ziemlich beschwipst. Zu erleben ist ein Tag im Leben des Filmstudio-Managers Eddie Mannix im Hollywood der 50er Jahre. Diesen Mannix gab es zwar tatsächlich, er war einst Problemlöser bei Metro-Goldwyn-Mayer, aber die Coen-Brüder haben keine Biografie gedreht, sondern vielmehr eine Hommage an den Betrieb jener Zeit; "a Valentine for old Hollywood", wie sie in Berlin sagten.

Josh Brolin spielt nun diesen Manager, und sein Arbeitstag hat 24 Stunden: Er muss für eine schwangere Schauspielerin einen Kindsvater suchen, einem Cowboydarsteller das Sprechen beibringen und Statisten, die in einer Bibel-Verfilmung am Kreuz hängen sollen, 3,50 Dollar Zulage zahlen. Es gibt viele lustige Auftritte, den von Ralph Fiennes etwa, der einen prätentiösen Regisseur spielt und seinem plumpen Star vormacht, wie ein "freudloses Lächeln" aussieht. Oder Tilda Swinton in einer Doppelrolle als journalistische Zwillingsschwestern.

"Gott ist also gespalten?"

Im Mittelpunkt indes steht Brolin, und die Coen-Brüder lassen ihn von Filmset zu Filmset ziehen - so bekommt der Zuschauer Ausschnitte aus den verschiedenen Produktionen zu sehen, die dort in Arbeit sind. Ganz entfernt erinnert das an "The Last Radio Show" von Robert Altman, aber komplett frei von Wehmut und Sentiment. Scarlett Johansson ist als Widergängerin von Esther Williams in einer Aqua-Revue zu erleben, Channing Tatum als eine Art Fred Astaire in einem Tanzfilm, und das Herrlichste ist die Bibel-Verfilmung. Vertreter der Weltreligionen werden eingeladen, um zu diskutieren, ob das Drehbuch religionsgeschichtlich fehlerfrei ist, und es geht hoch her zwischen Rabbi, Pfarrer und Patriarch. Als Brolin mit dem Satz "Gott ist also gespalten?" eine Bilanz des Gesprächs zu ziehen versucht, entgegnet der Pfarrer: "Ja. Und nein."

Das ist ein ironischer Film, dabei milde und voller Zuneigung, ein gewitzter und gescheiter Klamauk, viel heller und positiver als "Barton Fink", der andere Coen-Film über das alte Hollywood. Clooney spielt hier den tumben Hauptdarsteller eines Sandalenfilms, der sich von Kommunisten entführen und agitieren lässt. Klingt gaga - und ist es auch: "Immer, wenn ich von den beiden ein Drehbuch bekomme, bin ich darin der Idiot", sagte Clooney nach der Premiere und wies auf die feixenden Filmemacher-Brüder. "Bescheuerter als diesmal war bisher keine meiner Rollen."

Er rieb sich die Hände dabei, er trug Lederjacke und Jeans, und er wirkte patent und zupackend wie ein siegreicher Footballtrainer - aber in Sensibel. Clooney hat vor 15 Jahren in "O Brother Where Art Thou?" von den Coen-Brüdern gespielt, und man kann sagen, dass er genau in jener Zeit zum Superstar wurde, zu dem Kerl, den man vor Augen hat, wenn man den Namen "Clooney" hört. Direkt danach kam dann "Ocean's Eleven".

Jedenfalls: Clooney, guter Typ.

(hols)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort