Filmfestspiele Berlinale-Stars in der Nahaufnahme

Berlin · Bei den Filmfestspielen hat man die Gelegenheit, den Stars nahezukommen. Sie reden über ihre Filme, schreiten über den Roten Teppich und sitzen im Kino. Bei fünf Künstlern haben wir genauer hingesehen.

Filmfestspiele: Berlinale-Stars in der Nahaufnahme
Foto: dpa, pg sab

"Königin der Berlinale" wird die 55-Jährige hier genannt, weil sie so oft schon da war und immer wieder gerne kommt. Man könnte meinen, sie sei ein wenig unterkühlt, aber das ist sie nicht. Bei der Pressekonferenz zu "Hail, Caesar!" etwa stand sie da und posierte für die Fotografen, und sie schaute zunächst ziemlich ernst. Dann zischte George Clooney ihr ein "Smile!" zu, und sie lachte herzlich, und es sah sehr gut aus. Am Freitagabend trat sie überraschend im Friedrichstadtpalast auf die Bühne. Da wurde "The Man Who Fell To Earth" gezeigt, als Hommage an den verstorbenen David Bowie, der in der Produktion aus dem Jahr 1976 die Hauptrolle spielt. Wie sehr sie ihn verehre, sagte Swinton, "he was the leader of our tribe", und dass "Aladdin Sane" ihr erstes selbstgekauftes Album gewesen ist. Nah der Ansprache sollte der Film starten, aber es gab Probleme mit dem Ton, und in der langen Viertelstunde bis zum Beginn gab Swinton bereitwillig Autogramme, ließ sich mit Fans fotografieren und beschwichtigte den Sicherheitsmann, der die Leute abweisen wollte. Schönster Kommentar einer Verehrerin: "I like your androgyny." Darauf Swinton: "Oh, thank you!".

Filmfestspiele: Berlinale-Stars in der Nahaufnahme
Foto: ap, FO

Populärste Schauspielerin der Welt, drei Oscars, 19 Nominierungen. Die 66-Jährige wirkt völlig unprätentiös, zunächst sogar ein bisschen tantenhaft mit der getönten Brille und den ausladenden und groß bedruckten Kleidern. Aber dann zeigt sie, wie gewitzt sie ist, wie gescheit und heiter. Sie führt die Jury der Berlinale an, und wenn man sie sieht, huschen erstmal die Schatten ihrer Rollen vorbei: Thatcher und der Prada-tragende Teufel, und man denkt auch ans Haarewaschen in Afrika. Ihre New Yorker Freundin, die französische Fotografin Brigitte Lacombe (66), sitzt auch in der Jury. Streep nennt sie "Darling", was bei ihr völlig logisch und total normal klingt, und wahrscheinlich machen sie es sich in den zehn Tagen bei allem Stress auch richtig schön. Sie werde nicht bloß auf schauspielerische Leistungen achten, kündigte Streep an, ihr gehe es bei der Auswahl des Siegerfilms um Geschichten denn sie gehe ins Kino, um berührt zu werden. Sehr sympathisch: Manchmal lacht sie mitten im Satz, das ist dann ein jungmädchenhaftes Kieksen und hört sich toll an. Ohnehin hat sie eine schöne Stimme, sie sollte Hörbücher einlesen.

Spiderman, Kussszene, Dunst und Tobey Maguire, einer der schönsten Filmszenen überhaupt. Bei Pressekonferenzen wirkt Dunst indes, als habe der Jetlag allen Esprit aufgezehrt. Ein wenig blutarm mutet die 33-Jährige an und angekränkelt von des Lebens Blässe. Sie präsentiert hier den Film "Midnight Special", und dazu wurden ihr kaum Fragen gestellt, obwohl sie der Star der Produktion ist. Alle Journalisten scheinen sie schonen zu wollen. Man würde ihr gern warmen Rotwein zu trinken geben.

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Foto: dpa, nie kde

Der deutsche Star in der Jury. Heimspiel. Gilt ja als Extremschauspieler. Präsentiert sich auch so, manchmal allerdings auf etwas angestrengte Weise. Zeigt ungefragt seine schwarz lackierten Fingernägel her, trägt gekürzte Hosen, damit man die roten Socken gut sieht, und manchmal meint man einen Anflug von Kajal unter seinen Augen zu erkennen. Bei einer Party trat der 40-Jährige als DJ auf und zeigte seinen Po. Rebell halt. Bisschen hibbelig zudem, was man allerdings verstehen kann, wenn man im Kino ständig neben Meryl Streep sitzt. "Ich habe ihn unter Kontrolle", hat sie einmal gesagt, als er wieder so unruhig war. Prognose: Sie zeigt ihm, wo der Hammer hängt.

Filmfestspiele: Berlinale-Stars in der Nahaufnahme
Foto: dpa, pg sab
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Foto: afp

Französin! Klein, zierlich, streng. Schaut auf anregende Weise herausfordernd. Ihr Französisch klingt wie eine Windböe aus "Sch"-Lauten. Das Kinn trägt die 62-Jährige immer eine Spur zu hoch. Fasst sich oft ins Haar, wenn sie eine Antwort beginnt. Kokett. Sie spielt in ihrem neuen Film "L'avenir" eine Philosophie-Lehererin. Sie macht das toll. Ihr Film-Mann liest Karl Kraus und hat eine andere. Sie schreitet raschen Schrittes durch ihr schwieriges Leben in Paris, und sie bleiibt vor keinem Hindernis stehen. Man würde gern mit ihr verweilen, kurz mal reden, aber dann ist sie auch schon vorbeigezogen.

(hol)
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