"Dark Blood" bei der Berlinale 2013 Unverhofftes Wiedersehen mit River Phoenix

Düsseldorf/Berlin · Auf der Berlinale hatte ein neuer Film mit River Phoenix Premiere, und das ist sensationell, denn der Schauspieler starb 1993, da war er 23 Jahre alt.

 River Phoenix in "Dark Blood".

River Phoenix in "Dark Blood".

Foto: dpa, Berlinale

Als er mit Kokain, Morphium, Valium und diversen anderen Substanzen im Blut vor dem Club "The Viper Room" in Los Angeles zusammenbrach, hatte er noch zehn Drehtage für "Dark Blood" vor sich. Regisseur George Sluizer, heute 80 Jahre alt, musste das Projekt abbrechen, die Versicherung kassierte alles belichtete Material und schloss es weg.

Vor fünf Jahren platzte im Kopf Sluizers eine Arterie, er fiel ins Koma, die Ärzte machten den Angehörigen wenig Hoffnung. Doch Sluizer erwachte, und er sagte, er habe noch in der Klinik diesen Gedanken gehabt: Bring den Film zu Ende! Es kostete ihn Mühe, aber nun ist er da: "Dark Blood" erzählt die ziemlich krude Geschichte eines Schauspieler-Paares, das im Bentley in die Wüste von Utah fährt und dort auf River Phoenix trifft. Und natürlich verliebt sich die Frau in den rätselhaften jungen Kerl, der ständig Weisheiten der Hopi-Indianer vor sich hinspricht.

Sluizer friert das Bild auf der Leinwand oft ein und überbrückt die ungedrehten Passagen, indem er einfach das Drehbuch vorliest. Das ist nicht nur störend, sondern mitunter gar peinlich, denn Sluizer raunt mit Vorliebe große Worte, "Schönheit", "Wahnsinn" und "Verlangen" und so etwas. Die Geschichte entwickelt sich allmählich zu einer Endzeit-Vision mit erotischer Grundierung, Atomtests haben die Erde verseucht - man kann sich denken, dass das arg bemüht ist.

Trotzdem rührt diese unverhoffte Wiederbegegnung mit River Phoenix. Er spielt auch hier eine dieser Gestalten, die gleich zu verschwinden drohen, deren Auslöschung kurz bevor steht. In "Stand By Me" (1986) strahlte er bereits diese Verlorenheit aus, eine Scheu, die mitunter etwas Fiebriges hat. Er galt damals als größtes Talent Hollywoods, als James Dean der 90er Jahre. Bereits mit 17 wurde er für seinen Auftritt in Sidney Lumens "Flucht ins Ungewisse" für den Oscar nominiert. Und dann war da diese ungewöhnliche Biografie: die Eltern, die nach Südamerika gegangen waren, um Missionare zu werden, die Geschwister mit den lyrischen Namen Liberty, Summer, Lear und Rainbow.

Kurz vor seinem Tod nahm River Phoenix das Angebot an, in Neil Jordans "Interview mit einem Vampir" mitzuspielen. Seine Rolle bekam schließlich Tom Cruise. Es ist der denkbar größte Gegensatz.

(RP/felt/das/csi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort