Berlin Werner Herzog wieder auf Berlinale

Berlin · Der Regisseur zeigt bei den Filmfestspielen Hollywoodkino mit Nicole Kidman.

Berlin: Werner Herzog wieder auf Berlinale
Foto: dpa, car sab

Da war diese Geschichte einer außergewöhnlichen Frau - Gertrude Bell, die von den Beduinen "Königin der Wüste" genannt wurde, weil sie allein und unerschrocken durch das riesige Osmanische Reich reiste. Werner Herzog hatte sofort die Bilder dazu im Kopf. Große Bilder. Leinwandgemälde von Wüstenstürmen, unendlicher Weite. Also ist Herzog einen Pakt mit Hollywood eingegangen, er hat seinen Stoff mit großen Stars besetzt, mit Nicole Kidman, James Franco, Robert Pattinson und Damian Lewis ("Homeland"). Und dann ist er in die Wüste gezogen, nach Marokko und hat seinen Film gedreht: "Queen of the Desert". In der Natur, bei jedem Wetter, so wie Herzog das nun mal macht, wenn er einmal von einer Geschichte besessen ist.

Entstanden ist tatsächlich opulentes Hollywoodkino, das allerdings immer dann besonders spannend ist, wenn Herzog auf seine poetisch-schroffe Art Landschaften und Figuren in Beziehung setzt. Traumhafte Wüstensturmbilder sind da entstanden. Und wenn Kidman und Franco sich zum ersten Mal nahekommen, hockt eben ein Geier neben ihnen. Eine lange Kussszene mit Damian Lewis hat Herzog wieder rausgeschnitten, weil das die Tragik der Figuren erhöht. Kidman erzählte bei der Berlinale begeistert von der Arbeit mit Herzog. Der sei authentisch, das schätze sie. "Ich hätte für ihn alles gemacht, auch wenn es gefährlich geworden wäre", so Kidman. Ihre Kinder durfte sie zu den Dreharbeiten mitnehmen und als sie unbedingt in einer Klappbadewanne aus Stoff baden wollte, nahm Herzog diese Szene in den Film hinein. Dem deutschen Regisseur, der in den USA lebt, gelingt es, aus der steifen Kidman eine fühlende Frau zu machen, und seine "Queen of the Desert" schlägt um Längen die Eisexpedition von Juliette Binoche. Trotzdem wirkt sein Film wie gezähmt. Der Pakt mit Hollywood hat seinen Preis.

(RP)
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