Kinostart von "Baby Driver" Bonnie und Clyde mit 400 PS

Düsseldorf · "Baby Driver" ist die schrägste Mischung des Kinosommers: brutale Action im Stil von Quentin Tarantino, dazu eine perfekte Musik-Choreographie wie in "La La Land", und eine romantische Portion Gangsterliebe à la "Bonnie und Clyde". Kann das gutgehen?

 Punk-Rock beim Autofahren: Jamie Foxx (l.) und Ansel Elgort.

Punk-Rock beim Autofahren: Jamie Foxx (l.) und Ansel Elgort.

Foto: dpa, bsc

Schon nach der Einstiegsszene ist die Antwort klar: "Baby Driver" läuft wie geschmiert. Baby sitzt am Steuer eines knallroten Fluchtwagens, aus den Kopfhörern dröhnt der Punk-Rock-Song "Bellbottoms". Die Musik übertönt die Schüsse der Bankräuber. Mit quietschenden Reifen gibt Baby Gas, perfekt auf den Beat zugeschnitten. Fünf Minuten lang klammert man am Sitz - und lässt zwei Stunden lang nicht mehr los.

Ansel Elgort, der Teenie-Schwarm aus dem Krebsdrama "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", ist jetzt ein todesmutiger Fahrer. Sein Auftraggeber ist der Gangsterboss Doc, gespielt von Kevin Spacey. Der ist so kaltblütig und bedrohlich wie sein US-Präsident Frank Underwood in der Erfolgsserie "House of Cards".

Mit Sonnenbrille, Kopfhörern und steinerner Miene ist Baby der ultracoole Fluchtfahrer, doch das ist nur Fassade. Flashbacks führen zu einem Autounfall in seiner Kindheit zurück. Seitdem leidet er an Tinnitus, das Klingeln im Ohr will er mit lauter Musik zum Schweigen bringen. Auch ist er das Gangsterleben längst satt. Er muss nur noch eine alte Schuld bei Doc begleichen, dann will er aussteigen.

Kein Wunder, wenn man sich die übrige Bande ansieht. "Mad Men"-Star Jon Hamm spielt den psychopathischen Buddy, die Mexikanerin Eiza González seine kaltblütige Flamme Darling, Jamie Foxx den schießwütigen Bats. Als Baby im Schnellimbiss auch noch seine große Liebe trifft - die Kellnerin Deborah, gespielt von Lily James ("Cinderella") - steht für beide fest: zusammen mit dem Auto abhauen und nie mehr anhalten. Doch ein brenzliger Raubüberfall steht noch an.

Der Brite Edgar Wright hat sich die Story ausgedacht und inszeniert. 2004 drehte er mit Simon Pegg die romantische Zombie-Komödie "Shaun of the Dead" und genießt seither nicht nur in England Kultstatus. "Baby Driver" ist nun gleichsam ein 113 Minuten langes Musikvideo. Jede Szene ist im Takt der Songs geschnitten. Elgort, der auch Ballett studiert hat, tänzelt durch die Straßen, wenn er nicht gerade mit den Fingern auf dem Lenkrad trommelt.

Neben so viel Coolness und Styling hat "Baby Driver" auch noch Herz. Das zeigt sich vor allem, wenn er sich um den Rollstuhlfahrer Joseph kümmert. Unter den Holzdielen in der gemeinsamen Wohnung versteckt Baby die Geldscheine von seinen Raubzügen. "Du hast nichts in dieser kriminellen Welt zu suchen", fleht ihn der alte Mann in Gebärdensprache an. Am Ende wird er recht behalten.

Baby Driver, Großbritannien/USA 2017, Regie: Edgar Wright, mit Ansel Elgort, Kevin Spacey, Lily James. 113 Min.

(RP)
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