"Super-Hypochonder" Dany Boon im Interview Das wahre Virus ist die Angst vor dem Virus

Der Komiker Dany Boon spricht über seinen neuen Film – und die eigene übertriebene Furcht, krank zu werden.

Dany Boon.

Dany Boon.

Foto: dpa, ped bsc arc sab

Der Komiker Dany Boon spricht über seinen neuen Film — und die eigene übertriebene Furcht, krank zu werden.

Was hat Sie zu einem Film über einen Hypochonder inspiriert?

Boon In jedem Film muss ich einen Stoff finden, der mit mir zu tun hat. Hypochondrie ist eine meiner schlechteren Seiten. Ich habe Angst vor Krankheiten, Keimen, Viren. Deshalb brauche ich viel Energie, um mich abzusichern. Ich lasse mich untersuchen, erst vor zehn Tage habe ich mein Blut testen lassen. Ich lasse mich röntgen, mache Scans. Ich gebe viel Geld dafür aus. Wenn die Ergebnisse gut sind, geht es mir gut, ich fühle mich jünger.

Was sagt die Familie dazu?

Boon Es ist schwierig, vor allem für meine Frau. Ich bin genauso ängstlich mit meinen Kindern. Wenn sie nur ein bisschen Fieber haben oder ihre Nase läuft, mache ich mir Sorgen. Ich will, dass sie gesund sind. Ich versuche, ihnen Ratschläge zu geben — manchmal auch viel zu viele. Meine Frau ist das Gegenteil von mir. Das ist gut, das ergibt ein gutes Gleichgewicht für meine Kinder.

Denken wir alle zu viel über unsere Gesundheit nach?.

Boon Das ist auch einer der Gründe, warum ich das Thema gewählt habe. Seit einiger Zeit machen wir uns alle mehr Gedanken — über unsere Gesundheit, über Umweltverschmutzung oder über irgendwelche Viren wie die Schweinegrippe. So entstand auch dieser ganze Markt der Handdesinfektionsmittel. Und es ist verrückt — diese ganze Hysterie ist eigentlich die wahre Pandemie, nicht das Virus. Zum Glück verbreitete sich die Schweinegrippe nicht großflächig. Aber das wahre Virus ist die Panik, in der wir alle waren.

Was benötigt ein Hypochonder, um sich sorgenfrei zu fühlen?

Boon Er muss sich geliebt fühlen. Es geht nur um Liebe, darum, etwas mit jemandem teilen zu können. Romain fühlt sich gleich viel besser, wenn ihn jemand liebt. Er hat dann nicht mehr die Zeit, nachzudenken und Angst vor Krankheiten und Keimen zu bekommen.

Wenn man Kinder hat, könnte das die Angst aber auch steigern, denn man will ja gesundbleiben, um für sie da zu sein.

Boon Das stimmt, deshalb treibe ich viel Sport und ich passe sehr gut auf mich auf. Ich nehme keine Drogen, ich trinke nicht viel, nur guten Wein. Ich genieße das Leben. Im Filmgeschäft ist es so leicht, auf die dunkle Seite des Showbusiness zu geraten. Das wird mir nie passieren, ich hätte viel zu viel Angst vor den Gefahren.

Hatten Sie die Ängste um ihre Gesundheit immer so im Griff?

Boon Ich war zehn Jahre lang bei einer Psychotherapeutin. Das war großartig. Das hat mich nicht geheilt, aber ich habe gelernt, wie ich damit umgehen konnte. Ich bestimme selbst, wieviel Macht mein Feind über mich hat. Und mit Feind meine ich Keime, Viren und so weiter. Inzwischen kann ich darüber lachen. Wenn man darüber lachen kann, akzeptiert man es auch.

(RP)
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