Premiere von "Der Teufelsgeiger" David Garrett gibt den Paganini

München · Eigentlich liegt die Besetzung ja auf der Hand: Einer der berühmtesten Geiger unserer Zeit spielt den Virtuosen Paganini. Das Problem ist aber: Der 33-jährige Garrett ist Musiker und kein Schauspieler.

David Garrett ist ein Superstar, keine Frage. Er schafft das Kunststück, klassische CDs an ein Publikum zu verkaufen, das sich für Klassik bis dato eigentlich nicht sonderlich interessiert hat — einfach weil er die Musik mit seinen Cross—over-Versionen völlig anders rüberbringt und dazu auch noch ziemlich gut aussieht. Der 33-Jährige ist inzwischen wohl einer der berühmtesten Geiger unserer Zeit. Und was läge da näher, als Parallelen zu ziehen zu dem vielleicht größten Violinen-Virtuosen aller Zeiten, dem Italiener Niccoló Paganini (1782-1840)?

Genau das tut Regisseur Bernard Rose in seinem Film "Der Teufelsgeiger" über eben jenen Paganini, der jetzt in die deutschen Kinos kommt. Er hat nämlich die Hauptrolle mit Garrett besetzt.

Rose inszeniert die Geschichte, bei der er sich nicht sklavisch an die Historie hält, als Aufstiegs- und Fall-Geschichte eines frühen Rockstars — mit ganz vielen Anleihen beim guten alten Johann Wolfgang Goethe. Denn Paganini, dem man zu Lebzeiten wegen seiner Fingerfertigkeit auf der Geige einen Pakt mit dem Teufel nachsagte, geht im Film eben diesen ein.

Im Streben um den größtmöglichen Erfolg begibt er sich in die Obhut des diabolischen Urbani (Jared Harris) und wird zum Star, um den sich nicht nur die Musikexperten, sondern auch die Groupies der ersten Stunde reißen. Frauen aller Altersklassen liegen ihm zu Füßen — darunter auch die alternde Sängerin Elisabeth Wells (Veronica Ferres), deren Geliebter John Watson (Christian McKay) Paganini nach London holt und sich dafür hoch verschuldet.

Paganini hat mit seinem ausschweifenden Lebensstil — Verschwendung von Geld und Frauen inklusive — allerdings bereits Schlagzeilen gemacht und damit Moralapostel auf den Plan gerufen. Diese Schlagzeilen sind es auch, die Watsons Tochter, die junge und moralisch bis dato unangreifbare Charlotte (Andrea Deck) auf Abstand zu Paganini gehen lassen, zumindest zunächst.

Es kommt aber, wie es denn kommen muss: Paganini verliebt sich in die junge, schöne Frau, obwohl (oder wahrscheinlich gerade weil) sie nicht so verrucht ist wie seine bisherigen Bekanntschaften und ihm auch nicht gleich wehrlos zu Füßen liegt. Sie ist das Gretchen in dieser faustischen Geschichte und kann sich irgendwann auch nicht mehr wehren gegen den Charme des Star-Geigers.

Regisseur Bernard Rose setzt Garrett dabei wirklich gekonnt in Szene — laszive Bad- und Bett-Szenen für das weibliche Publikum inklusive. Das Problem: Garrett ist ein zwar guter Musiker, aber eben kein Schauspieler.

Ein paar Schauspielstunden habe er genommen, Regisseur Rose habe aber Bedenken gehabt, zu viele könnten seine Natürlichkeit im Spiel kaputtmachen. "Das Skript ist auch sehr angelehnt an das, was ich in meinem Leben erlebt habe", sagte Garrett beim Filmdreh in den Bavaria-Studios in München. "Insofern fühlt sich alles sehr natürlich an."

Gerade im Vergleich zu dem ansonsten ziemlich starken Schauspiel-Ensemble — allen voran Harris und Deck — muss seine Leistung aber zwangsläufig abfallen. Gestik und Mimik sind überschaubar, die Stimme ist anstrengend monoton. Garrett verleiht dem für Rose ("Mr. Nice", "Boxing Day") ungewöhnlich pathetischen und kitschigen Film damit eine zusätzliche Schwerfälligkeit. Tempo nimmt der "Teufelsgeiger" nur auf, wenn Garrett das tut, was er wirklich gut kann: geigen wie der Teufel.

Pünktlich zum Film bringt David Garrett dann auch eine neue CD auf den Markt — "Garrett vs. Paganini" heißt das Album. Und weil die Filmmusik mit den Werken Paganinis wirklich mehr als hörenswert ist, lohnt der Kauf der CD vielleicht mehr als ein Kinobesuch.

Für Garrett soll der Ausflug ins Schauspielfach ein kurzer Abstecher bleiben, wie er vor der Premiere des Films sagte. "Once in a lifetime."

(dpa)
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