Fotos "Der Gott des Gemetzels" mit Oscar-Besetzung
Eine blutige Rauferei unter zwei Schülern ist in dem Film "Der Gott des Gemetzels" der Startschuss einer handfesten Auseinandersetzung unter Erwachsenen. Dabei haben die Eltern des Opfers die Eltern des Angreifers nur deshalb zu sich zitiert, um die Angelegenheit zivilisiert aus der Welt zu schaffen. So eine kleine Schlägerei unter Jugendlichen kommt schließlich in den besten Familien vor. Doch das klärende Gespräch gerät schnell aus den Fugen.
Mit einem psychologischen Kammerspiel meldet sich Regielegende Roman Polanski ("Der Pianist") im Kino zurück. "Der Gott des Gemetzels" spielt nahezu ausschließlich in einem einzigen Wohnzimmer.
Dort soll die Schlägerei der Kinder sachlich besprochen werden. Doch die Stimmung ist gereizt. Die freundlichen Floskeln, die beide Seiten austauschen, wirken aufgesetzt.
Jede noch so harmlose Geste erscheint fremd und falsch. Die Verlogenheit des Gesprächs ist von Beginn an spürbar, eine Eskalation unausweichlich.
Die vier Hauptrollen besetzte Polanski, der in einer kurzen Szene als neugieriger Nachbar durch einen Türspalt linst, ausschließlich mit Hochkarätern. Jodie Foster ("Das Schweigen der Lämmer") und John C. Reilly ("Chicago") schlüpfen in die Rolle der Gastgeber. Kate Winslet (r., "Der Vorleser") und Christoph Waltz (Mitte hinten, "Inglourious Basterds") übernehmen den Part der Gegenseite.
Damit sitzen, streiten und debattieren drei Oscarpreisträger gemeinsam mit dem oscarnominierten C. Reilly an einem Wohnzimmertisch.
Wobei vor allem Waltz seine schauspielerische Klasse abermals unter Beweis stellt.
Der Schlichtungsversuch der beiden Elternpaare entwickelt sich derweil zu einem Abbild unserer Gesellschaft. Verdrängte Emotionen treten ebenso zum Vorschein wie Beziehungsprobleme und Versagensängste. Auch moderne Moralvorstellungen und die oftmals überstrapazierte politische Korrektheit nimmt sich der Film vor.
Besonders spannend ist zu beobachten, wie sich das Streitgespräch entwickelt. Da werden gleich mehrfach neue Koalitionen gebildet und gegeneinander ausgespielt. Mal heißt es Ehepaar gegen Ehepaar, mal Männer gegen Frauen, mal alle gegen einen.
Um die unbedachte Tat eines Minderjährigen geht es schließlich längst nicht mehr. Stattdessen lassen die Erwachsenen alle emotionalen Hüllen fallen und dreschen - zumindest verbal - hemmungslos aufeinander ein.
"Der Gott des Gemetzels" ist dank eines routinierten Regisseurs und einer starken Besetzung ein hochklassiges Psychodrama. Dass der einnehmende Film, der auf dem gleichnamigen Bühnenstück von Yasmina Reza basiert, nur an einem Spielort stattfindet, fällt zu keiner Zeit negativ ins Gewicht.
Zumal die schlanke Filmlänge von nicht ganz 80 Minuten ein gehöriges Stück dazu beiträgt, dass der Zuschauer weder Längen noch Langeweile verspürt. Polanski ist abermals ein kleines Meisterstück gelungen.
"Der Gott des Gemetzels", Drama, Frankreich/Deutschland/Polen 2011, 79 Minuten, FSK: 12, Verleih: Constantin, Regie: Roman Polanski, Darsteller: Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz, John C. Reilly u.a.Kinostart: 24. November 2011
Am Sonntagabend feierte der Film Premiere, natürlich auch in Paris, da Regisseur Polanski aus bekannten Gründen nicht in die USA darf.
Das verhinderte jedoch nicht, dass die Protagonisten mächtig Spaß bei der Sache hatten.