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25 Jahre nach dem Buch "Der Medicus" — großes Kino in der Wüste

Ouarzazate · Knapp 26 Jahre nach der Veröffentlichung wurde Noah Gordons Bestseller fürs Kino verfilmt. Bei den Dreharbeiten in der marokkanischen Stadt Quarzazate entstanden opulente Bilder und eindrucksvolle Massenszenen.

Szenenbilder "Der Medicus"
5 Bilder

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Tom Payne nimmt es mit Humor. "Bevor sie dir den Kopf abhacken, rücken sie noch einmal deinen Turban gerade", raunt er seinem Filmkollegen Sir Ben Kingsley zu und grinst. Der verzieht keine Miene, starrt nur stumm vor sich hin, während die Kostümbildnerin die Stoffbahn um seinen kahlen Schädel drapiert.

Auch als der Schauspieler fünf Minuten später in der glühenden Wüstensonne neben Tom auf dem Lehmboden kniet, der Scharfrichter das Schwert schwingt, blinzelt er nicht ein Mal. Der Oscar-Preisträger ist hochkonzentriert in seiner Rolle als stolzer persischer Gelehrter Ibn Sina.

Knapp 26 Jahre nach der Veröffentlichung des Bestsellers "Medicus" von Noah Gordon kommt die Erzählung am 25. Dezember in die Kinos — damals lasen rund 21 Millionen Menschen weltweit den Historienroman.

Allein in Deutschland wurde der 845-Seiten-Wälzer sechs Millionen Mal verkauft, stand 42 Wochen auf der Spiegel-Bestseller-Liste. 26,5 Millionen Euro hat die rein deutsche Kino-Produktion nun gekostet, verspricht opulente Bilder und eindrucksvolle Massenszenen.

Das Drehbuch erzählt die Geschichte einer faszinierenden Reise im 11. Jahrhundert: Der Waisenjunge Rob Cole (gespielt vom britischen Nachwuchsstar Tom Payne) geht bei einem Bader-Chirurgen in die Lehre. Hier entdeckt er sein Interesse für den Arztberuf und macht sich von England auf in Richtung Isfahan. Dort will er bei Ibn Sina, dem "Arzt aller Ärzte", studieren.

In Europa ist die Heilkunst im dunklen Mittelalter noch von Religion und Aberglaube bestimmt. Doch selbst im damals so fortschrittlichen Isfahan gibt es ein Tabu: Operationen am offenen Körper. Tom und Ibn Sina widersetzen sich dem Verbot. Als sie dabei erwischt werden, sollen sie hingerichtet werden.

Die Statisten in den Atlas-Studios in Ouarzazate, der marokkanischen Filmstadt am Rand des Atlas-Gebirges, sind Profis. Jeder von ihnen hat schon in einem Film mitgespielt. "Gladiator", "Alexander", "Die Päpstin" und "Das Königreich der Himmel" wurden hier gedreht.

"Immer wenn es besonders warm und staubig aussehen muss, kommen die Filmteams hier her", sagt Mohammad Baalla, der einen Mullah spielt. "Wir Laiendarsteller lassen uns lange Bärte wachsen, damit wir authentisch aussehen. Je mehr Falten und je weniger Zähne man hat, desto häufiger wird man gebucht", sagt er und lacht breit. Der "Medicus" ist schon sein 39. Film.

In der Mittagspause hält Sir Ben Kingsley Hof in seinem klimatisierten Wohnwagen. Mit gefalteten Händen sitzt er kerzengerade an einem Camping-Tisch. "Vergessen Sie bloß nicht ihn ,Sir' zu nennen", flüstert die Maskenbildnerin noch, nachdem sie ihm den Turban abgenommen hat, "sonst schmeißt er Sie einfach raus." 2001 wurde Kingsley von Queen Elizabeth zum Ritter geschlagen — seither besteht er auf die Nennung seines Titels.

Dass der "Medicus" ins Kino kommt, ist aber einigen hartnäckigen Deutschen zu verdanken — so überzeugte Dietrich Grönemeyer, Bruder von Sänger Herbert, Noah Gordon davon, die Filmrechte zu verkaufen. Das Ergebnis ist ab nächste Woche zu sehen.

(RP)
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